haiti_port_au_princePort-au-Prince/Berlin (epo.de). - Trotz einer groß angelegten Hilfsaktion erreicht die Hilfe die Menschen in Haiti nur schleppend. Der Flughafen sei überlastet und die logistischen Probleme seien enorm, berichten Hilfsorganisationen. Die Verteilung der Hilfsgüter verlaufe nur sehr langsam. Unter den Überlebenden des Erdbebens in der Hauptstadt Port-au-Prince wächst die Verzweiflung.

Größtes Hindernis für eine zügige Verteilung der Hilfslieferungen, die mittlerweile aus aller Welt eintreffen, sind nach Angaben der Vereinten Nationen der beschädigte Flughafen und die überlastete Luftraum über Port-au-Prince. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) berichtete am Freitag, viele der 225 Mitarbeiter in Haiti seien selbst von dem Erdbeben betroffen. "Dies stellt neben den Schäden an der Infrastruktur und im Kommunikationssystem sowie der Unsicherheit im Anschluss an das Erdbeben gewaltige Herausforderungen an die Gestaltung der humanitären Hilfe", erklärte das WFP.

Das WFP bringe Nahrungsmittel per Flugzeug nach Port-au-Prince, darunter 86 Tonnen angereicherter Energiekekse aus dem logistischen Notfallzentrum in El Salvador, berichtete die weltgrößte Hilfsorganisation am Freitag. Bereits am Mittwoch habe das WFP in Jacmel Nahrungsmittel an 3.000 Menschen verteilt. Am Donnerstag habe man mit der Verteilung von Nahrungsmitteln in einem provisorischen Krankenhaus und in Schulen in Port-au-Prince an rund 2.400 Menschen begonnen. In den nächsten Tagen würden weitere Verteilungen stattfinden.

Das WFP plant, verzehrfertige Nahrungsmittel an bis zu zwei Millionen Menschen zu verteilen und erwägt die Errichtung von Großküchen in Port-au-Prince. In der benachbarten Dominikanischen Republik hat das WFP ein logistisches Zentrum eingerichtet, um die Verteilung der Hilfsgüter zu beschleunigen.

Viele Einwohner der Hauptstadt Port-au-Prince mussten schon die dritte Nacht in Folge im Freien verbringen. Bei manchen schlage die Verzweiflung auch in Wut um, berichtete der britische Sender BBC. Weil die Hilfe noch immer ausbleibe, hätten aufgebrachte Bürger zwei Straßensperren aus Leichen errichtet.

Eine beschleunigte Verteilung von Hilfsgütern erhoffen sich die Helfer von der US-Marine, deren Schiffe im Laufe des Freitags eintreffen sollen. Der US-Flugzeugträger "Carl Vinson" soll sich mit 19 Hubschraubern und Tausenden Soldaten an den Hilfsmaßnahmen beteiligen. Die USA entsandten außerdem sechs weitere Schiffe, darunter ein Lazarettschiff. Drei Amphibienschiffe mit 2.200 Marineinfanteristen an Bord sind ebenfalls mit Helikoptern ausgestattet. Insgesamt sollen mehr als 6.000 Angehörige der US-Streitkräfte die Hilfsmaßnahmen unterstützen, berichtete das Süd-Kommando des US-Militärs in Miami, Florida.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy schlug unterdessen eine internationale Wiederaufbau-Konferenz für Haiti vor. Die spanische Regierung, die derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, plant für Montag ein Sondertreffen der europäischen Entwicklungshilfeminister zu Haiti.

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