gfbvFrankfurt (epo.de). - Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) hat bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt Strafanzeige gegen das deutsche Unternehmen Lahmeyer International wegen des Baus des Merowe-Staudamms am Nil erstattet. Das im Staudammbau weltweit führende Unternehmen hätte nach Ansicht der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) versuchen müssen, Menschenrechtsverletzungen beim Bau des Staudamms im Sudan zu verhindern.

"Als Generalunternehmer und Koordinator des Baus des umstrittenen Großstaudammes muss Lahmeyer sich nun Mitverantwortung für die Erschießung friedlicher Demonstranten, willkürliche Verhaftungen, Zwangsumsiedlungen und weitere Menschenrechtsverletzungen an mehreren zehntausend Umsiedlern vorwerfen lassen", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.

Schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen hatte die GfbV bereits im Juni 2006 in einem 14-seitigen Memorandum erhoben. Die Firma war führend im von der deutschen Bundesregierung geförderten "Deutsch-Sudanesischen Wirtschaftsforum" aktiv, das auch in Bad Vilbel tagte und für das Großprojekt am Nil warb. Aufgrund der GfbV-Intervention wurde auf Betreiben von Bundestagsabgeordneten das Wirtschaftsforum aufgelöst.

Lahmeyer war nach Angaben der GfbV für die Qualitätssicherung, Bauleitung und das Vertragsmanagement des Merowe-Staudammes sowie für seine Inbetriebnahme im März 2009 verantwortlich. Mehr als 50.000 Kleinbauern und Nomaden der arabischen Volksgruppen der Manasir, Amri und Hamadab seien für den 174 Kilometer langen und vier Kilometer breiten Stausee zwangsweise umgesiedelt worden, zumeist auf sehr viel unfruchtbareres Land. Statt Verhandlungen mit den Damm-Kritikern zu führen, hätten die sudanesischen Behörden viele Dutzend Demonstranten willkürlich verhaften oder von regierungsfreundlichen Milizen einschüchtern lassen. Vielen Festgenommenen sei gedroht worden, sie würden erst freigelassen, wenn die Dorfbewohner ihrer Umsiedlung zustimmten.

Am 22. April 2006, so die GfbV, wurden drei Damm-Kritiker bei einer Protestveranstaltung von Milizionären erschossen. Sechs Vertreter der Manasir seien am 29. März 2007 in der Hauptstadt Khartum festgenommen worden, als sie über die Lage an dem hermetisch von der Außenwelt abgeriegelten Bauplatz informieren wollten. Zwei Monate lang seien sie ohne Rechtsgrundlage in Haft gehalten worden. Nicht nur sudanesische Journalisten, sondern auch die UN-Sonderberichterstatterin Sima Samar sei  an einem Besuch des Merowe-Gebiets gehindert worden. Im Laufe des Jahres 2008 seien ganze Dorfgemeinschaften ohne Vorwarnung durch steigendes Wasser aus ihren Häusern gedrängt worden.

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