jordan_wmc_bjorgen_150Berlin (epo.de). - Nach einer Studie der Umweltorganisation Friends of the Earth Middle East (FoEME) sind vom ursprünglichen Flussvolumen des Jordans nur noch zwei Prozent übrig. Der "heilige" Fluss im Nahen Osten droht auszutrocknen. Was den Unteren Jordan noch am Leben halte, seien ungeklärte Abwässer, Oberflächenwasser aus der Landwirtschaft und Salzwasser, das aus Salzwasserquellen nahe dem See Genezareth in den Jordan gelenkt wird. 50 Prozent der Biodiversität des Flusses sind bereits zerstört.

Der einst wasserreiche Jordan floss jahrtausendelang vom See Genezareth in das Tote Meer und stellte ein wichtiges Feuchtgebiet für einheimische Arten sowie für über 500 Millionen Vögel dar, die zweimal jährlich auf ihrem Vogelzug diesen schmalen Korridor entlang fliegen. In ihrer Studie untersuchte FoEME, welche Menge an Wasser nötig ist, um den Jordan wieder herzustellen und welche Wassereinsparpotentiale in den angrenzenden Ländern Israel, Palästina und Jordanien realisierbar sind.

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, "dass jährlich mindestens 400-600 Millionen Kubikmeter (MKM) Wasser im Jordan fließen müssen, damit der Fluss samt seiner Flora und Fauna überleben". Dieses Wasser müsse zu mindestens 75% aus Süßwasser bestehen und dürfe höchstens 25% Abwässer enthalten. Zusätzlich müsse das Flussbett des Jordan zumindest einmal im Jahr überschwemmt werden, um den hohen Salzgehalt im Wasser zu reduzieren und so die Qualität des Wassers für den Erhalt der Artenvielfalt zu verbessern, so FoEME. Das Wasser dürfe also nicht am Alumot-Damm am südlichen Teil des Sees Genezareth zurückgehalten werden. Laut Gidon Bromberg, dem israelischen Direktor von FoEME, zeigt die Studie außerdem, dass es ökonomisch betrachtet günstiger ist Wasser einzusparen, als beispielsweise teure Meerwasserentsalzungsanlagen zu bauen.

Wie kann Wasser eingespart werden? Wasser ist der Studie zufolge besonders in Israel stark subventioniert. Der Wasserpreis für die Haushalte, Industrie, Tourismus und die landwirtschaftliche Nutzung müsse erhöht werden. Außerdem gebe es Einsparpotentiale durch die verstärkte Nutzung von Grauwasser (fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser, wie es etwa beim Duschen, Baden oder Händewaschen anfällt) für Bewässerung und Klospülung, effizientere Bewässerungsmethoden sowie die Entwicklung von Regenwasserauffangtechniken.

Diese Maßnahmen sollen durch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für einen niedrigeren Wasserverbrauch im Alltag begleitet werden, fordert die Studie. Ein intakter Jordan habe aufgrund seiner geschichtlichen und religiösen Bedeutung hohes Potential für einen umwelt- und sozialverträglichen Tourismus. Auch das bei deutschen Urlaubern beliebte Tote Meer verliere seinen wichtigsten Zufluss und sinke jährlich um mindestens 80 Zentimeter.

FoEME, ein israelisch-palästinensisch-jordanischer Umweltverband, bekräftigt, dass es wider besseren Wissens und Vernunft sei, ein so wichtiges Ökosystem wie einen Fluss zu vernichten und zu denken, dass dies keine negativen Folgen für die Region haben werde. Die jeweiligen Regierungen und regionalen Entscheidungsträger seien aufgefordert, sich an der Rettung des Jordan zu beteiligen.

Die Studie von Friends of the Earth Middle East (FoEME) wurde in Kooperation mit dem Global Nature Fund (GNF) verfasst und durch eine Finanzierung der Stiftung Ursula Merz ermöglicht. FoEME vertritt das Tote Meer im internationalen Seennetzwerk Living Lakes. Das vom GNF gegründete Netzwerk setzt sich für den Schutz der Seen und eine nachhaltige Entwicklung in den Seenregionen ein.

Foto: Der Jordan © Wikimedia Commons/David Bjorgen

www.globalnature.org

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