one_data10_150Berlin (epo.de). - Die G8 Staaten werden bis Ende 2010 nur 61 Prozent ihrer Versprechen gegenüber Afrika erfüllen können. Zu diesem Ergebnis kommt der "DATA Bericht 2010" der entwicklungspolitischen Lobbyorganisation ONE, der am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde. Dennoch habe die Afrika-Initiative der G8 bereits zu einer Erhöhung der Entwicklungshilfe und zu "Entwicklungserfolgen in historischem Ausmaß" geführt, erklärte ONE.

Der "DATA Bericht 2010" prognostiziert, dass die G8-Staaten bis Ende des Jahres 61 Prozent ihres Versprechens erfüllt haben werden. 2005 hatten die acht reichsten Industrienationen beim G8 Gipfel in Gleneagles versprochen, ihren jährlichen Beitrag zur Armutsbekämpfung in Afrika bis 2010 um insgesamt 22,6 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Erreicht würden 13,7 Milliarden Dollar, so ONE.

"In den fünf Jahren nach dem Gipfel von Gleneagles hat sich die Unterstützung für Afrika fast dreimal so stark erhöht wie im selben Zeitraum davor. Großbritanniens politische Führung, aber auch die breite Unterstützung der Bevölkerung in den G8-Staaten haben hierzu bemerkenswert viel beigetragen", sagte der Deutschlandchef von ONE, Tobias Kahler.

"Ob man die über 40 Millionen Kinder Afrikas in Grundschulbildung nimmt, die Halbierung der Todesfälle durch Malaria in einer Reihe von Ländern oder die Förderung von Mobiltelefonie, damit afrikanische Bürger ihre Regierungen besser kontrollieren können: kluge Entwicklungspolitik und Schuldenerlasse haben messbare Ergebnisse, die zahllose Leben verbessert und gerettet haben", erklärte Kahler.

Deutschlands Bilanz sei nicht herausragend, stellte ONE fest. Trotz verstärkter Anstrengungen Berlins in den vergangenen Jahren sieht der DATA Bericht am Ende der Frist nur 25 Prozent des Gleneagles-Versprechens erfüllt. Aus Sicht von ONE sei dies eine Belastung deutscher Glaubwürdigkeit: "Würden Sie mit einem Partner Geschäfte machen, der nur 25 Prozent seiner Zusagen einhält?", fragte Kahler. Zum schwachen Abschneiden habe im letzten Jahr zusätzlich beigetragen, dass Deutschland zwar die Entwicklungsgelder insgesamt deutlich erhöhte, entgegen der Ankündigungen aber kaum mehr Geld hiervon für die Ärmsten in Afrika bereitgestellt habe. Nur 23 Prozent der Erhöhungen für Entwicklungszusammenarbeit zwischen 2004 und 2009 seien an Subsahara-Afrika gegangen. Stattdessen sei "mehr Geld in Richtung Afghanistan und Klimaanpassung in Schwellenländern" gelenkt worden.

one_data_2010_550

Dem DATA-Bericht zufolge ist Italien das einzige G8-Land, das seine Unterstützung für Afrika trotz des Versprechens sogar um sechs Prozent kürzte. "Premier Berlusconi ist der einzige G8-Staatschef von damals, der auch heute im Amt ist. Er hat das Versprechen an die Ärmsten selbst unterschrieben. Angesichts dieses kompletten politischen Versagens fordern wir, Italien aus dem Kreis der G8 auszuschließen. Die internationale Gemeinschaft muss außerdem zu überzeugenden und transparenten Regeln kommen, wie mit Zusagen dieser Art künftig verfahren wird", verlangte Kahler.

Frankreichs Ergebnis liegt ONE zufolge in der Nähe des deutschen. Die USA, Japan und der diesjährige G8-Gastgeber Kanada hätten ihre Versprechen übertroffen. Sie hätten 2005 allerdings auch deutlich moderatere Zusagen gemacht als die europäischen G8-Staaten.

Der Bericht betont, dass die G8 ihr 2005 gegebenes Versprechen gebrochen hätten, Afrika eine bessere Position im Welthandel zu ermöglichen. Gewisse Fortschritte gebe es im Bereich der Förderung von Direktinvestitionen, etwa durch verstärkte Unterstützung der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB).

Der DATA Bericht 2010 ist der vorläufig letzte zu den G8-Versprechen an Afrika, weil die Zusagen in diesem Jahr fällig wurden. "Um die Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen mit dem Chancenkontinent Afrika gemeinsam anzusteuern, muss Deutschland sich auf dem G8-Gipfel im Juni und auf dem UN-Gipfel im September an einer mutigen Strategie für die nächsten fünf Jahre bis 2015 beteiligen", sagte Kahler.

"Vor allem die Wirksamkeit unserer Entwicklungszusammenarbeit ist entscheidend", sagte BMZ-Staatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz (FDP) zu dem DATA-Bericht. "Es kann nicht nur um Quantität, sondern muss immer auch um Qualität gehen. Dabei ist allerdings wichtig, dass das Wirksamkeitsthema nicht gegen das 0,7-Prozent-Ziel ausgespielt wird."

http://one.org

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.