misereorBerlin (epo.de). - Das katholische Hilfswerk MISEREOR hat von der Bundesregierung einen konkreten Aktionsplan für die verbleibenden fünf Jahre zur Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele gefordert. "Die herausragenden Einsichten der Regierungen im Jahr 2000 zur Armutsbekämpfung erweisen sich als nicht erfüllte Versprechen", sagte Hauptgeschäftsführer Josef Sayer bei der Vorstellung des Jahresberichtes am Donnerstag in Berlin. "Seit Jahren verweigern wir sehenden Auges die notwendigen Schritte, damit unsere Welt sich wirklich nachhaltig und ausgewogen entwickelt. Stattdessen klaffen die Unterschiede zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander."

Angesichts der Energie- und Wachstumsdebatten in Deutschland forderte Sayer von der deutschen Politik einen Kurswechsel. "Die Hoffnung von Politik und Wirtschaft auf ein globales Wachstum, das gleichzeitig stark, nachhaltig und ausgewogen sein soll, entpuppt sich als Lebenslüge. Offensichtlich stimmt der politische Kompass nicht mehr. Nicht möglichst starkes Wachstum, sondern das globale Gemeinwohl, an dem auch die Armen und zukünftigen Generationen teilhaben können, sollte unser oberstes Ziel sein. Daran muss sich auch unser wirtschaftliches Handeln orientieren."

Karl Jüsten, Vorsitzender der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe (KZE), forderte die Bundesregierung auf, ihre Versprechen der vergangenen Jahre auf zusätzliche Mittel zur Armutsbekämpfung einzuhalten. "Es kann nicht angehen, dass einmal gemachte Versprechen widerrufen werden. Dies ist weder im Sinne der Glaubwürdigkeit und schon gar nicht im Interesse der vielen engagierten Mitstreiter für die Armutsbekämpfung in unserem Lande", so Jüsten.

Hinsichtlich der Gesamteinnahmen des Geschäftsjahres 2009 konnte Misereor mit 161,6 Millionen Euro eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr verbuchen. Zwar konnte bei den Spendeneinnahmen, bestehend aus Fastenkollekte und anderen Spenden, nicht das hohe Niveau des Jubiläumsjahres 2008 erreicht werden, im Vergleich zum Jahr 2007 hätten sich die Spenden allerdings auf einem guten Stand gehalten. Die Verwaltungskosten und die Ausgaben für Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit lagen bei 5,9 Prozent der Gesamtausgaben. Erfreulich sei, dass die öffentlichen Mittel im Jahr 2009 mit 101,2 Millionen Euro deutlich gestiegen sind, so Sayer.

Der Hauptgeschäftsführer zog darüber hinaus eine aktuelle vorläufige Bilanz zur Hilfe nach dem Erdbeben in Hait. Bislang konnten 8,6 Millionen Euro an Spenden eingenommen werden. Nach der akuten Nothilfe setze Misereor mit über 40 Partnerorganisationen in Haiti auf mittel- und langfristig Projektarbeit. Im Mittelpunkt der Hilfe stehe ein groß angelegtes Aufbauprogramm von erdbebensicheren Häusern. Die Gesamtplanungen der Misereor-Hilfen für die geplanten Projekte beliefen sich zur Zeit auf 11 Millionen Euro, erklärte Sayer.

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