oecdBrüssel (epo.de). - Die Wirtschaftskrise hat die Arbeitsmarktchancen für Zuwanderer in Deutschland kaum beeinflusst. Bei Frauen mit Migrationshintergrund zeichne sich sogar eine Zunahme der Erwerbstätigkeit ab, heißt es in der aktuellen Ausgabe des Internationalen Migrationsausblicks der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der am Montag in Paris und Brüssel vorgestellt wurde. Zudem gebe es Anzeichen, dass die Einbürgerung auch die Arbeitsmarktintegration fördere.

In vielen OECD-Ländern sei die Arbeitslosigkeit unter Migranten und ihren Nachkommen noch deutlich stärker gestiegen als bei Menschen ohne ausländische Wurzeln, berichtete die OECD. Vor allem Männer, die in der Bauwirtschaft, im Hotelgewerbe oder der Gastronomie gearbeitet haben, seien stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Vor allem in Spanien, Irland und Portugal, aber auch in Österreich sei die Arbeitslosigkeit unter Migranten deutlich stärker gestiegen als bei im Inland Geborenen.

Auch in Deutschland sind Migranten dem Bericht zufolge deutlich häufiger arbeitslos, allerdings haben sich ihre relativen Arbeitsmarktchancen mit der Wirtschaftskrise kaum verändert. Bei zugewanderten Frauen sei sogar eine positive Entwicklung zu verzeichnen, vor allem aufgrund eines höheren Arbeitskräftebedarfs in der Krankenpflege und bei häuslichen Dienstleistungen. Mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung könne sich dieser Trend weiter fortsetzen.

Der Migrationsausblick zeigt auch, dass der Erwerb der Staatsangehörigkeit einen positiven Einfluss auf die Arbeitsmarktbeteiligung hat. So hätten eingebürgerte Migranten in Deutschland eine um fast zwölf Prozentpunkte höhere Beschäftigungswahrscheinlichkeit als Migranten bei gleichem Alter, gleicher Herkunft und Aufenthaltsdauer und gleichem Bildungsniveau, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Ähnliche Effekte zeigten sich auch in Belgien, Dänemark und Frankreich.

Insgesamt hat Migration in den vergangenen Jahren in Deutschland anders als in vielen anderen OECD-Ländern kaum dazu beigetragen, das Arbeitskräftepotential zu stabilisieren. Während vor der Wirtschaftskrise in der Schweiz, Irland oder Spanien Zuwanderer für rund die Hälfte des neuen Arbeitskräftepotentials standen, waren es in Deutschland nur rund 18 Prozent. Das ist nach Japan und Portugal der geringste Wert unter den OECD-Ländern, für die diese Daten vorliegen. Im OECD-Mittel lag der Beitrag der Zuwanderung bei rund 30 Prozent.

"Es ist wichtig, zu verstehen, dass Migranten besonders in wirtschaftlich guten Zeiten einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Präsentation der Studie in Brüssel. "Die aktuellen wirtschaftlichen Probleme werden die langfristigen demografischen Trends nicht verändern. Es ist deshalb wichtig, dass Migrationspolitik eine langfristige Perspektive beibehält."

Die meisten Zuwanderer nach Deutschland kamen 2008 aus Polen (22 Prozent), gefolgt von Rumänien, der Türkei und Ungarn. Gegenüber den Jahren zuvor hat sich der Anteil der polnischen, rumänischen und ungarischen Zuwanderer erhöht. Der Anteil der Zuwanderer aus der Türkei ist dagegen zurückgegangen.

Mit gut 200.000 internationalen Studierenden (vorangegangene Ausbildung im Ausland) ist Deutschland nach den USA und Großbritannien, und etwa gleichauf mit Australien und Frankreich, das Land mit dem größten Markt für Studierende aus dem Ausland. Allerdings, so die OECD, ist die Zahl internationaler Studenten in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich langsamer gewachsen als in den meisten anderen OECD-Ländern. Dennoch scheint Deutschland für internationale Studenten nach dem Abschluss ihres Studiums als Arbeitsmarkt attraktiv. So bleiben etwa 30 Prozent der Absolventen aus Ländern außerhalb des EWR und der Schweiz im Anschluss an ihr Studium dauerhaft in Deutschland. Die größten Kontingente kommen aus China, Russland, der Türkei und der Ukraine.

www.oecd.org

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.