suedwindSiegburg (epo.de). - In einer neuen Studie hat das SÜDWIND-Institut in Siegburg bei chinesischen Großhandelsmärkten von Metro und Zulieferern von Aldi und Adidas teilweise gravierende Arbeitsrechts-Verletzungen festgestellt. "Die Situation der Beschäftigten lässt zu wünschen übrig – trotz vollmundiger Ethikprogramme der Unternehmen", erklärte die Autorin der am Donnerstag veröffentlichten China-Studie, Ingeborg Wick.

Beschäftigte eines Aldi-Bekleidungslieferanten in der chinesischen Provinz Guangdong leisten der Studie zufolge bis zu 130 Überstunden im Monat ab. Auch bei zwei Adidas-Schuhlieferanten in der Provinz Fujian seien exzessive Überstunden ein Hauptproblem: Der Spitzenwert von 92 Überstunden/Monat überschreite die gesetzliche Grenze um 150 Prozent, so SÜDWIND. Da die Löhne zwar gesetzlichen Vorschriften entsprächen, aber nicht existenzsichernd seien, sähen sich Beschäftigte zu möglichst vielen Überstunden gezwungen.

In den beiden untersuchten Cash & Carry-Märkten von Metro in den Städten Chongqing und Guangzhou habe das externe Personal keinen bezahlten Mutterschaftsurlaub und erfahre weitere soziale Einschränkungen, so die Untersuchungsergebnisse von SÜDWIND. Ein durchgängiger zentraler Missstand sei zudem die Verletzung der Gewerkschaftsfreiheit in China.

"Die zum Teil langjährigen Unternehmensprogramme zur globalen Sozialverantwortung haben an diesen Verstößen kaum etwas geändert", konstatiert das SÜDWIND-Institut. Deshalb richteten Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen den Blick nun immer stärker auf politische Entscheidungsträger, die rechtlich verbindliche Vorgaben für eine globale Sozialverpflichtung von Unternehmen entwickeln sollten.

Ein Forum für diese Debatte sollen in Zukunft Partnerschaftsabkommen deutscher Kommunen und Bundesländer mit chinesischen Städten und Provinzen sein. Bis heute sei die soziale Dimension des China-Engagements von Unternehmen in den Partnerschaften von 88 Kommunen und 16 Ländern kaum thematisiert worden, stellte SÜDWIND fest. Eine Ausnahme bilde die Partnerschaft von Rheinland-Pfalz mit Fujian, die von einem Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen seit 2007 auf den sozialen Prüfstand gestellt wird. "Bisher diente diese Partnerschaft fast exklusiv Wirtschaftsinteressen, die den hohen sozialen Preis niedriger Arbeitskosten ausgeklammert haben", so die Mitautorin der Studie, Sabine Ferenschild.

Im Dezember 2010 soll die Sozialverpflichtung von Unternehmen als Thema deutsch-chinesischer Partnerschaften mit den beteiligten Parteien auf einer Tagung in Düsseldorf, der Partnerstadt von Guangzhou und dem Hauptsitz der Metro, diskutiert werden.

Die Studie wurde finanziell unterstützt von InWEnt und dem EED. Sie ist als Download auf der Website abrufbar oder als Druckexemplar für 5 € plus Versand erhältlich.

www.suedwind-institut.de

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