kfsk_150Berlin (epo.de). - In Kambodscha sind 68.000 Arbeiterinnen und Arbeiter der Textilindustrie in einen Streik für einen menschenwürdigen Lohn getreten. Zwei führende Gewerkschaften fordern 93 US-Dollar im Monat, rund ein Drittel mehr als der von der Regierung neu festgesetzte Mindestlohn von 61 US-Dollar. Die "Kampagne für Saubere Kleidung" ist besorgt über die Sicherheit der Gewerkschafter.

"Die kambodschanische Regierung und die Arbeitgebervereinigung sollen sofort aufhören, die Gewerkschafter zu bedrohen", fordert Julia Thimm von INKOTA. Der neu festgelegte Mindestlohn von 61 US-Dollar stelle weder eine menschwürdige Entlohnung dar, noch decke er die Lebenshaltungskosten der Arbeiter und ihrer Familien. "Vom Mindestlohn kann in Kambodscha niemand leben. Die Arbeiter können sich nicht mal eine gesunde und nahrhafte Mahlzeit leisten", sagte Thimm. Im August waren hunderte Arbeiter der kambodschanischen Textilindustrie aufgrund von Mangelerscheinungen in Ohnmacht gefallen.

Im Vorfeld des Streiks hätten Regierungsbehörden und Arbeitgeber den Gewerkschaften öffentliche Versammlungen versagt und den Gewerkschaftsführern mit Strafanzeigen und Inhaftierung gedroht, berichtete die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign, CCC). "Nach kambodschanischen Gesetzen und internationalen Menschenrechten haben wir das Recht, Tarifverhandlungen zu führen und zu streiken. Wir fordern dieses Recht nun ein. Die Regierung, die Produzenten und internationalen Marken sollen den Arbeitern endlich einen existenzsichernden Lohn bezahlen", sagte Ath Thorn, der Präsident des kambodschanischen Gewerkschaftsbundes.

Die Kampagne für Saubere Kleidung forderte deshalb auch die Sportartikelfirmen Adidas und Puma als Haupteinkäufer in Kambodscha auf, eine existenzsichernde Bezahlung der Arbeiter sicherzustellen. "Adidas und Puma müssen endlich ihren eigenen ethischen Ansprüchen gerecht werden. Sie müssen ihren Einfluss nutzen, damit die Produzenten mit den Gewerkschaften verhandeln", erklärte Thimm.

Durch den einwöchigen Streik wollen die 45.000 Mitglieder zählende Coalition of Cambodian Apparel Workers Democratic Union (C.CAWDU) und die National Independent Federation Textile Union of Cambodia (NIFTUC) mit 30.000 Mitgliedern, die Arbeitergebervereinigung an den Verhandlungstisch zwingen. Die Textilindustrie in Kambodscha bestreite rund 80 Prozent der gesamten Exporte des Landes, so die Kampagne für Saubere Kleidung. Mehr als ein Viertel aller Industriebeschäftigten arbeiteten in der Bekleidungsindustrie, insgesamt rund 330.000.

Foto: Aktion mit Näherinnen vor dem Kanzleramt in Berlin © Kampagne für saubere Kleidung

www.saubere-kleidung.de

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