pro_wildlifeMünchen (epo.de). - Tansania hat derzeit noch den größten Löwenbestand Afrikas. Doch jetzt schlagen Wissenschaftler Alarm: Im Fachmagazin "Conservation Biology" dokumentieren Forscher, wie die Großwildjagd den Löwenbestand Tansanias gefährdet. Der Löwe ist eine der begehrtesten Jagdtrophäen. Jagdtouristen kommen vor allem aus den USA und den EU-Staaten.

"Tansania, Südafrika, Simbabwe und einige andere Staaten genehmigen Trophäenjägern den Abschuss sogar gefährdeter Arten. Die Studie belegt, wie gefährlich die Trophäenjagd für Löwen ist. Gegenteilige Behauptungen werden dadurch als Jagd-Propaganda entlarvt", erklärte Daniela Freyer von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife in München.

Noch 1980 durchstreiften mehr als 75.000 Löwen Afrikas Steppen. Nach neuesten Schätzungen, so Pro Wildlife, gibt es heute in ganz Afrika nur noch etwa 23.000 Löwen. Wissenschaftler sind auch um den größten noch verbliebenen Löwenbestand besorgt: In Tansania werde der König der Tiere seit Jahren durch Trophäenjäger dezimiert, so die Verfasser der Studie. Andere Risiken wie Wilderei und Lebensraumzerstörung waren laut Studie nicht für den Rückgang verantwortlich.

500 Löwen pro Jahr gibt Tansanias Regierung nach Angaben von Pro Wildlife legal zum Abschuss frei. Die Quote halten die Forscher für deutlich zu hoch, denn längst gebe es nicht mehr so viele Trophäentiere. "Immer mehr Jäger gehen auf Löwenjagd, obwohl die starken Männchen immer seltener werden", kritisierte die Pro Wildlife Sprecherin. Die Wissenschaftler empfehlen, die Jagdquote um 70 Prozent zu reduzieren und nur Tiere zum Abschuss freizugeben, die mindestens fünf Jahre alt sind.

Immer wieder wird Trophäenjagd als Artenschutzmaßnahme propagiert: weil sie Devisen bringt, und damit theoretisch einen Anreiz bietet, Wildtierbestände als Einnahmequelle zu erhalten. "Die neue Studie belegt das Gegenteil: Nicht Wilderer oder Lebensraumzerstörung dezimieren in Tansania die Bestände von Löwen, sondern die ganz legale Jagd", sagte Daniela Freyer von Pro Wildlife. "Eine Löwenjagd bringt dem Jagdanbieter 40.000 bis 100.000 Dollar ein, deswegen wird noch den letzten männlichen Tieren gnadenlos nachgestellt."

Die Studie belegt, dass zunehmend jüngere Männchen erlegt werden, weil die erwachsenen, männlichen Löwen fehlen. Trophäenjäger haben es in der Regel auf die stärksten, erfahrensten und für die Arterhaltung wichtigsten Tiere abgesehen. Wird ein männlicher Löwe im besten Fortpflanzungsalter getötet, dann übernimmt ein jüngeres Männchen das Rudel – mit folgenschweren Auswirkungen: Der neue Rudelchef tötet die vom Vorgänger gezeugten Jungen. "Die Trophäenjagd dezimiert den Tierbestand also weit über den Abschuss des einzelnen Tieres hinaus. Auch dass die widernatürliche Auslese ausgerechnet der stärksten Tiere den Bestand schwächt, wird bei der Festsetzung von Jagdquoten nicht berücksichtigt", so Freyer.

Die Pro Wildlife-Sprecherin bezweifelt auch die These von Jagdbefürwortern, der Abschuss diene der nachhaltigen Entwicklung. "An den erheblichen Profiten der Jagdreiseanbieter werden die Menschen, die vor Ort mit den Wildtieren leben, nur minimal beteiligt. Die Armut der Menschen wird oft nur als Feigenblatt missbraucht, um die Trophäenjagd gesellschaftsfähig zu machen", so Freyer.

Nicht nur überhöhte Abschussquoten, auch mangelnde Kontrolle machen die Jagd auf gefährdete Arten zu einem besonderen Risiko: Meist sind die Behörden kaum in der Lage zu kontrollieren, ob Abschussquoten und andere Auflagen in den riesigen, oft menschenleeren Jagdgebieten Afrikas eingehalten werden. In manchen Regionen unterliegt die Kontrolle vollständig der Jagdindustrie. In Tansania und anderen Jagdreise-Destinationen wie Südafrika und Simbabwe enthüllt die Presse immer wieder, dass die Veranstalter Quoten nicht einhalten oder in Wilderei verwickelt sind. Oft sind sogar korrupte Wildhüter und Behörden an illegalen Jagden beteiligt.

Literaturhinweis: Effects of Trophy Hunting on Lion and Leopard Populations in Tanzania, C. Packer et al., Conservation Biology, 2010

www.prowildlife.de

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