bfdwStuttgart (epo.de). - Am Sonntag wird in vielen Kirchengemeinden Deutschlands das Erntedankfest gefeiert. "Der Dank gebührt vor allem den Bauern und Bäuerinnen, die für das tägliche Brot sorgen. Volle Teller und reichhaltig gedeckte Tische sind jedoch keine Selbstverständlichkeit", erklärte die Direktorin von "Brot für die Welt", Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, angesichts massiven Hungers weltweit.

Die Zahl von 925 Millionen Hungernden im Jahre 2009 und zerstörte Ernten in Teilen Russlands oder in Pakistan machten deutlich, auf welch schwachen Füßen die weltweite Nahrungsmittelversorgung stehe, sagte Füllkrug-Weitzel. Durch richtige Weichenstellungen in Politik und Wirtschaft könnte die Zahl der Hungernden jedoch deutlich reduziert werden.

Rein rechnerisch reichten die produzierten Nahrungsmittel aus, um zwölf Milliarden Menschen satt zu bekommen, stellte Füllkrug-Weitzel fest. Das Motto "Es ist genug für alle da" könne aber nur Realität werden, wenn die Politik die bäuerliche Produktion stärke. "Gerade solche kleinbäuerlichen Betriebe sind das Rückgrat der globalen Nahrungsmittelproduktion. Jedoch werden ihre Existenzgrundlagen immer mehr bedroht", sagte Füllkrug-Weitzel. So kauften oder pachteten viele Staaten oder große Unternehmen Land in Entwicklungsländern, wo heute schon Not und Hunger herrsche. Dieses "Landgrabbing" bedrohe zusätzlich die Ernährungssicherheit von armen Bevölkerungsgruppen. "Brot für die Welt" appellierte deshalb an die Bundesregierung, sich beim nächsten Treffen der Welternährungskomitees in Rom Mitte Oktober für starke Leitlinien zum Landkauf durch Investoren einzusetzen.

In Rom wird auch über politische Maßnahmen diskutiert, um den Einfluss von Spekulation auf die Agrarpreise einzudämmen. "Es kann nicht sein, dass Anleger und Fonds mit großen Summen in die Agrarmärkte einsteigen, künstlich Knappheit erzeugen und somit die Agrarpreise nach oben treiben. Damit werden Nahrungsmittel für Arme unerschwinglich", kritisierte Cornelia Füllkrug-Weitzel. "Deshalb sind abgestimmte internationale Maßnahmen zur Finanzmarktregulierung erforderlich".

Es sei aber auch ein Mindestniveau an Lagerbeständen für Nahrungsmittel in den Entwicklungsländern notwendig, betonte Füllkrug-Weitzel. Dies sei in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt worden, weil man sich zu stark auf die Versorgung über den Weltmarkt verlassen habe. "Die hohen Agrarpreise haben jedoch gezeigt, dass viele Länder selber für eine ausreichende Produktion und Lagerung sorgen müssen, damit ihre Bevölkerung Nahrungsmittel zu erschwinglichen Preisen kaufen kann", so Füllkrug-Weitzel.  Die Entwicklungszusammenarbeit sollte hier wieder aktiv werden, um die Länder beim Aufbau von ausreichend Lagerkapazitäten zu unterstützen.

www.brot-fuer-die-welt.de

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