unfccc_cop16_cancun_100Hamburg (epo.de). - Umweltschützer haben im Vorfeld des am Montag im mexikanischen Cancún beginnenden Weltklimagipfels davor gewarnt, den Klimawandel mit ökologisch zweifelhaften CDM-Projekten (Clean Development Mechanism) in den Ländern des globalen Südens zu bekämpfen. Statt auf einen Ablasshandel mit Klimazertifikaten zu setzen, sollten die Teilnehmerstaaten den grundlegenden Wandel der Energieversorgung vorantreiben und einen Fahrplan für den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger vereinbaren, forderte die Umweltorganisation ROBIN WOOD am Freitag in Hamburg.

Was beim Handel mit Zertifikanen alles schief laufen kann, zeige das Beispiel der brasilianischen Eisenhütte Plantar, so ROBIN WOOD. Für die Eisenproduktion setze Plantar Holzkohle anstatt fossiler Steinkohle ein. Diese Holzkohle gewinne Plantar aus seinen riesigen Eukalyptus-Monokulturen, die der Atmosphäre beim Wachsen das Treibhausgas Kohlendioxid entziehen. Für diese CO2-Bindung seien die Eukalyptusplantagen seit Juli 2010 als Klimaschutzprojekt gemäß dem Kyoto-Protokoll anerkannt.

Tatsächlich aber verursachten die Plantagen erhebliche ökologische und soziale Probleme, berichtete ROBIN WOOD. Dort, wo artenreiche tropische Wälder und kleinbäuerliche Nutzung die Lebensgrundlage für viele Familien sein könnten, herrsche dann artenarme Einöde. Umweltschützer in Südamerika kritisierten Eukalyptus-Monokulturen daher als "grüne Wüste". "Plantars Plantagen verschmutzen die Flüsse und senken das Grundwasser", berichtet etwa Ricardo Carrere vom World Rainforest Movement in Uruguay. "Wälder werden zerstört. GemeindevertreterInnen und Widerstandsbewegungen werden unterdrückt und kriminalisiert."

Die Player beim Klima-Monopoly seien die ausführende Firma und ihre Projektpartner. Dazu zählten nach Angaben von ROBIN WOOD in diesem Fall etwa die Deutsche Bank und der Ölmulti BP, die CO2-Reduktions-Zertifikate von Plantar kauften, sowie die Weltbank, die den Kohlenstoffhandel mitorganisiere, und der TÜV SÜD, der Plantar als Auditor kontrolliere.

"Das Geschäft mit dem Klimawandel ist durch die Zertifikate zu einem riesigen, aber für den Klimaschutz nutzlosen Markt geworden. Das Auslagern der CO2-Reduktionen in den globalen Süden erhöht dort den Druck auf verbliebene Naturflächen und kleinbäuerliche Kulturlandschaften", kritisierte Peter Gerhardt von ROBIN WOOD. "ROBIN WOOD fordert, das Übel an der Wurzel zu packen und schnellstens das Zeitalter der fossilen Brennstoffe hinter uns zu lassen."

Gemeinsam mit Hunderten anderen Nichtregierungsorganisationen hat ROBIN WOOD einen Aufruf des World Rainforest Movement (WRM) unterzeichnet und fordert ein für alle Staaten verbindliches Ausstiegszenario für fossile Energieträger. Die Staatschefs müssten in Cancún dafür sorgen, dass Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl in der Erde bleiben.

Laut einer neuen Studie des WWF ist die Qualität der CDM-Projekte deutscher Unternehmen zum überwiegenden Teil miserabel. "Es ist beschämend, dass viele deutsche Unternehmen den CDM als Abzockermechanismus pervertiert haben und keinen Beitrag für den Umbau den Energiesystems des Gastlandes geleistet haben," erklärte WWF-Klimaexpertin Regine Günther am Freitag in Frankfurt. Damit der Klimaschutz in Europa wieder Fahrt aufnehme, müsse die EU ihre Klimaschutzziele bis 2020 von heute 20 Prozent auf mindestens 30 Prozent erhöhen. Nur so können Industrie und Stromversorger als größte Verursacher des Klimawandels stärker in die Verantwortung genommen werden.

www.robinwood.de
www.wrm.org.uy
http://cc2010.mx/en

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