fair_spieltBerlin (epo.de). - Die "Aktion fair spielt" hat Verbraucher zu einem bewusstem Einkauf bei Spielzeug aufgerufen und ein europaweites Meldesystem für Spielzeugimporte gefordert. In chinesischen Fabriken, aus denen rund zwei Drittel des in Deutschland verkauften Spielzeugs stammten, herrschten nach wie vor katastrophale Arbeitsbedingungen, warnte das NGO-Bündnis. Das hätten aktuelle Fabrikuntersuchungen ergeben, die der Aktion fair spielt vorliegen.

Die Studien zeigten, dass vor allem bei Löhnen und Arbeitszeiten weiterhin gegen geltendes Recht verstoßen werde, erklärte die Aktion fair spielt am Dienstag. Arbeiterinnen und Arbeiter berichteten von 100 und mehr Überstunden pro Monat. Das ist etwa das Dreifache dessen, was nach chinesischem Recht zulässig ist. In aller Regel sei die Mehrarbeit nicht freiwillig. Zwar lägen die Löhne im Allgemeinen nicht unter dem - allerdings unzureichenden - gesetzlichen Mindestlohn, aber in vielen Fällen würden den Arbeitern die vorgeschriebenen Überstundenzuschläge vorenthalten.

Oft gebe es keine Lohnfortzahlung bei Krankheit, und die Arbeiterinnen und Arbeiter seien weder unfall- noch sozialversichert, so die Aktion fair spielt. Auch das seien gravierende Verstöße gegen geltendes Arbeitsrecht. Selbst beim Arbeitsschutz bestünden immer noch Mängel: Die Mehrzahl der vorliegenden Berichte besage, dass die Belegschaft sich nur unzureichend über die Gefährlichkeit der Stoffe informiert fühle, mit denen sie tagtäglich umgehe, und dass es oft an der notwendigen Schutzausrüstung mangele.

Die nach wie vor vorherrschenden Missstände zeigen nach Ansicht der Aktion fair spielt, "dass die freiwilligen Programme, mit denen in der Branche die Einhaltung von sozialen Mindeststandards gewährleistet werden soll, völlig unzureichend sind". Zwar gingen viele Unternehmen gerne öffentlichkeitswirksam freiwillige Selbstverpflichtungen ein, doch sie zeigten wenig Bereitschaft, wenn es um Transparenz und den Nachweis gehe, dass sie ihre Zusagen auch umsetzen.

"Wir können nicht akzeptieren, dass viele Unternehmen offenbar Freiwilligkeit mit Unverbindlichkeit verwechseln", sagte Christa Nickels, die Schirmfrau der Aktion fair spielt. "Es darf nicht sein, dass vielleicht gut gemeinte Programme zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen wie der ICTI CARE-Prozess als bloße PR-Instrumente missbraucht werden. Die Verantwortlichen müssen hier dringend gegensteuern. Tun sie das nicht, machen sie sich unglaubwürdig."

Auch aus verbraucherpolitischer Sicht wäre mehr Transparenz nötig, etwa im Zusammenhang mit unsicheren oder gesundheitsgefährdenden Spielsachen, so die Aktion fair spielt. Bisher hätten Verbraucher keine verlässliche Information darüber, wo ein Spielzeug hergestellt wurde und welche Qualitätsstandards dabei berücksichtigt wurden. Selbst den Behörden fehlte der direkte Zugriff auf Informationen über den Herstellbetrieb. Vor diesem Hintergrund fordert die Aktion fair spielt ein europaweites Meldesystem für Importe, das klare Zuständigkeiten und eine verbindliche Ursprungskennzeichnung einschließt und die lückenlose Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette gewährleistet.

Den Verbrauchern rät die Aktion fair spielt, sich vor dem Spielzeugkauf zu informieren und möglichst in Fachgeschäften einzukaufen. Orientierung böten einige Produktkennzeichnungen wie das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit. Auf den Verpackungen sollten immer der Name und die Adresse des Herstellers angegeben sein. Auch unter Umweltaspekten sei es empfehlenswert, gebrauchtes Spielzeug wieder zu verwenden, statt neues anzuschaffen. Und auch im Kinderzimmer gelte: Weniger ist oft mehr.

In einer Firmenliste informiert die Aktion fair spielt, was Spielzeugunternehmen für menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei ihren Lieferanten tun: www.fair-spielt.de/firmenliste.

Die Aktion fair spielt wird getragen von: Bischöfliches Hilfswerk Misereor, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, Nürnberger Bündnis "Fair Toys" und Werkstatt Ökonomie (Koordination). Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Familienbildungsstätten unterstützt die Aktion.

Foto: Fabrikarbeiterinnen in China © Aktion fair spielt

www.fair-spielt.de

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