wvFriedrichsdorf. - Ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti hat das internationale Kinderhilfswerk World Vision viele Erfolge in Projekten der humanitären Hilfe und des Wiederaufbaus bilanziert. Allerdings gebe es nach wie vor extreme Probleme, die die Umsetzung der Wiederaufbaupläne behinderten, erklärte der Abteilungsleiter Humanitäre Hilfe bei World Vision, Harry Donsbach, der sich zur Zeit in dem Land aufhält.

"Bei dem Erdbeben in Haiti handelte es sich um eine der schlimmsten Katastrophen, die es in der jüngeren Geschichte gegeben hat. Die Situation nach dem Beben war dramatischer als die Situation in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg", sagte Donsbach. "Der Wiederaufbau hat begonnen, wird aber noch viele Jahre dauern. Alle Maßnahmen müssen jetzt darauf ausgerichtet werden, nachhaltig zu wirken."  

Beispielhaft für den Ansatz von World Vision ist ein Projekt in dem semi-urbanen Stadtteil Pernier, das rund 500 vom Erdbeben betroffenen Menschen den Aufbau eines Geschäfts ermöglicht und etwa 600 Jugendlichen eine berufliche Ausbildung finanziert. Darüber hinaus sichert die Verteilung von Saatgut und Geräten rund 1500 Landwirten die nächste Ernte. Tausende Familien bessern durch Befestigungs- und Aufforstungsarbeiten, die auch der Katastrophenvorsorge dienen, ihr Einkommen und ihre Ernährung auf.

Da der Neuaufbau von Häusern und Infrastruktur in Port-au-Prince nur schleppend vorankommt, unterstützt World Vision nach wie vor 27 Flüchtlingscamps, unter anderem mit Sanitär- und Hygienemaßnahmen, mit mobiler und stationärer medizinischer Versorgung. Ein besonderes Augenmerk liegt zurzeit auf der Choleraprävention, damit die Seuche eingedämmt und überwunden werden kann.

In 22 Kinderbetreuungszentren kümmern sich Mitarbeiter darum, dass Kinder spielen können und Unterricht erhalten. Unterernährte Kinder erhalten spezielle Ergänzungsnahrung. Hunderte Familien aus Port-au-Prince konnten nach Angaben von World Vision trotz der Probleme inzwischen aus Zelten in feste Unterkünfte umziehen und haben teilweise ebenfalls mit dem Aufbau kleiner Geschäfte oder mit Gemüseanbau begonnen. Mehrere tausend dieser gut angenommenen Häuser will World Vision noch errichten.

Bei der Umsetzung aller Maßnahmen arbeitet die Organisation nach eigenen Angaben sehr eng mit den Gemeinden und der lokalen Bevölkerung zusammen. Angefangen von der Planung bis zur Realisierung der Maßnahmen bestimmten die Menschen vor Ort, was gemacht wird, und würden dabei von World Vision Mitarbeitern unterstützt und beraten. Dabei sei es wichtig, alle Gruppen, auch Frauen und Kinder, in die Planungen mit einzubeziehen.

"Wie alle Hilfsorganisationen hatte und hat auch World Vision mit großen Problemen vor Ort zu kämpfen", berichtete die Organisation. So seien viele Besitzverhältnisse von Grund und Boden kaum geklärt. Material für den Wiederaufbau komme nur zögerlich dort an, wo es gebraucht wird, u.a. weil es Probleme beim Zoll gebe oder wegen der desaströsen Straßenverhältnisse. Donsbach: "Um Haiti nachhaltig helfen zu können, ist es zudem wichtig, dass sich die Regierung noch stärker für den Wiederaufbau einsetzt und die Hilfsorganisationen bei Ihrer Arbeit besser unterstützt. Dieser Prozess wird durch die Staatsstrukturen der letzten Jahrzehnte und aufgrund der aktuellen Wahlen noch sehr langwierig sein."  

www.worldvision.de

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