transfair_100Köln. - Süßwaren aus Fairem Handel sind bei den Verbrauchern weiter hoch im Kurs. Pünktlich zur Internationalen Süßwarenmesse ISM in Köln liegen TransFair erste Zahlen für den Süßwarenbereich 2010 vor. Demnach kauften deutsche Konsumenten fair gehandelte Süßigkeiten in einem geschätzten Wert von 41,5 Millionen Euro - ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Als wirksames Mittel gegen Armut, Kinderarbeit und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen spiele der Faire Handel eine wachsende Rolle im Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten, freute sich TransFair. Auf der ISM sind 25 Fairtrade-Partnerfirmen mit Messeständen vertreten.

TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath äußerte sich angesichts der anhaltenden positiven Entwicklung zuversichtlich: "Immer mehr Unternehmen merken, dass sie durch die Umstellung auf Fairtrade Kunden an sich binden und das Vertrauen in Ihre Produkte steigern. Die Produktpalette der fair gehandelten Süßwaren wächst stetig und weitere Verträge mit neuen Partnern stehen kurz vor der Unterzeichnung."

Ob Schokolade (+22%), Kakao (14%), Eiscreme (+56%), Zucker (+15%) oder Gebäck (34%) – die Nachfrage nach fair gehandelten Süßwaren stieg 2010 weiter an. Dass Konsumenten Politik mit dem Einkaufswagen betreiben, bestätigt TransFair zufolge auch eine aktuelle Online-Studie der Nachhaltigkeitsagentur stratum aus Berlin. Demnach bejahten 47,2 Prozent die Aussage, sehr konsequent auf ökologische und nachhaltige Produkte zu achten.

Bereits vor zehn Jahren unterzeichnete die Schokoladenindustrie das Harkin-Engel-Protokoll, ein freiwilliges Abkommen, in dem sich die Industrie verpflichtete, bis 2005 die schlimmsten Formen von Kinderarbeit, Kinderhandel und Zwangsarbeit von Erwachsenen auf den Kakao-Plantagen der Elfenbeinküste und Ghanas zu beenden. Seither wurden die Fristen mehrmals verlängert – zuletzt auf das Jahr 2010.

Doch noch immer sei man weit davon entfernt, Kinderarbeit aus dem Kakao-Anbau zu verbannen, so TransFair. Eine Umsetzung des Protokolls sei selbst bei positiven Schätzungen nicht bis 2020 in Sicht. Dieter Overath sieht für die Industrie einen Ausweg: "Kakao mit dem Fairtrade-Siegel auszuzeichnen ist ein wirksames Instrument, die Lebenssituation der Kleinbauernfamilien und deren Kinder nachhaltig zu verbessern. Der Faire Handel bietet der Schokoladen-Industrie die Chance, das Harkin-Engel-Protokoll effektiv umzusetzen."

Die ISM 2011 wird überschattet von der politischen Krise in der Elfenbeinküste, von wo etwa 40% des weltweit gehandelten Rohkakaos stammt. Die Preise für Grundnahrungsmittel hätten sich durch hohe Inflation und Spekulationen an den Rohstoffbörsen teilweise verdoppelt und die Angst vor einer Eskalation des Konflikts wachse, berichtete TransFair. Millionen Menschen der Elfenbein-küste lebten direkt oder indirekt von der Kakao-Produktion. Sanktionen oder Boykotts von ivorischem Kakao drohten die Situation der Bevölkerung zu verschärfen. Auch der Fairtrade zertifizierte Kakao sei vom Ausfuhrverbot betroffen. Lokale Fairtrade-Berater arbeiteten intensiv daran, die Kleinbauernfamilien in diesen politisch unsicheren Zeiten zu unterstützen.

Die steigende Nachfrage nach fair gehandeltem Kakao und kakaohaltigen Produkten sorgen für Herausforderungen, so TransFair: "Es gilt, neue Märkte zu erschließen und weitere Kleinbauern und Kooperativen in das Fairtrade-System aufzunehmen. Kakao zählt auch in Sierra Leone zu den wichtigsten Exportprodukten. Die Welthungerhilfe hat in langjähriger Aufbauarbeit Kakaoproduzenten unterstützt, die jetzt in das Fairtrade-System aufgenommen werden können. Im Februar werden Herr Jarmann, Geschäftsführer der Welthungerhilfe und Dieter Overath in das westafrikanische Land reisen, um direkt vor Ort den Zertifizierungsprozess zu begleiten und sich von der Marktfähigkeit zu überzeugen."

Kakao zählt nach Erdöl und Kaffee zu den meistgehandelten Rohstoffen auf dem Weltmarkt. 14 Millionen Menschen bestreiten nach Angaben von TransFair ihren Lebensunterhalt mit der Produktion von Kakao. Schätzungsweise 90 Prozent des weltweit produzierten Kakaos stammt von Familienbetrieben, die oft nur kleine Felder von weniger als fünf Hektar bewirtschaften.

www.transfair.org

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