misereorAachen. - Jährlich kommen rund 500.000 Frauen aufgrund von Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt ums Leben. Das katholische Hilfswerk Misereor hat anlässlich des Weltfrauentages, der am 8. März zum 100. Mal begangen wird, die Weltgemeinschaft aufgefordert, sich verstärkt für die Umsetzung der UN-Milleniumsziele einzusetzen. Eines dieser Ziele sieht vor, die Müttersterblichkeit bis zum Jahr 2015 um drei Viertel zu senken. Davon ist die Menschheit immer noch weit entfernt.

"In der Finanzkrise hat sich gezeigt, dass in kurzer Zeit viel Geld mobilisiert werden kann", mahnte Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer. "Schon mit unvergleichlich geringerem Aufwand hätte die Gesundheitsversorgung von Frauen und Kindern deutlich verbessert werden können. Es ist ein Skandal, dass in den vergangenen zehn Jahren der politische Wille gefehlt hat, die Müttersterblichkeit entschiedener als bisher zu bekämpfen. Die meisten Todesfälle könnten mit einfachen Mitteln verhindert werden, zum Beispiel mit Vorsorgeuntersuchungen durch Krankenschwestern."

Als Beispiel für den Erfolg nachhaltiger Förderprogramme zugunsten von Frauen nannte Misereor ein Grundbildungsprogramm in Ägypten, das von dem Aachener Hilfswerk seit vielen Jahren unterstützt wird. Im Land am Nil könnten trotz erheblicher Anstrengungen der Regierung im Bildungssektor immer noch 30 bis 40 Prozent der Bürger nicht lesen und schreiben. Betroffen seien in der Mehrheit Frauen, vor allem in ländlichen Regionen, wo die Quote der weiblichen Analphabeten bei mehr als 55 Prozent liegt.

"Das ägyptische Schulwesen ist durch die immer noch wachsende Bevölkerung stark überfordert", berichtete Misereor-Länderreferentin Maria Haarmann. Gerade arme Familien könnten den Schulbesuch ihrer Töchter wegen der Kosten für Schuluniformen, Bücher etc. nicht finanzieren. In abgelegenen Gebieten Oberägyptens mangele es zudem an wohnortnahen Schulen. Nicht zuletzt würden Mädchen am Schulbesuch gehindert, weil sie ihre Familien unterstützen müssten: durch Arbeit in der Landwirtschaft, im Haushalt und bei der Betreuung jüngerer Geschwister.  

Das Grundbildungsprogramm vermittelt Frauen Misereor zufolge weit mehr als die Fertigkeiten des Lesens und Schreibens. "Sie lernen im Unterricht viele Dinge, die ihre Lebenswelt unmittelbar betreffen", sagte Haarmann. Die Themen Ernährung und Hygiene stünden ebenso auf dem Stundenplan wie Familienplanung, Schutz vor Genitalverstümmelung, Kindererziehung, das Zusammenleben der Religionen, Menschenrechte oder politische Institutionen. "Die Frauen werden auch ermutigt, ihre Meinung zu äußern und sich für ihre Rechte und Ansprüche in Familie, Staat und Gesellschaft selbstbewusst einzusetzen", so die Misereor-Länderreferentin.

Die Unterstützung von Frauen sei entscheidende Voraussetzung für das Gelingen von Entwicklungshilfe, resümierte Haarmann. "Eine Mutter, die liest, wird niemals zulassen, dass ihre Kinder unwissend bleiben."

www.misereor.de

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