inkotaBerlin. - Das INKOTA-netzwerk hat die Ankündigung der Lufthansa kritisiert, ab dem 15. Juli auf der Strecke Hamburg-Frankfurt mit Bio-Kerosin zu fliegen. Das eingesetzte Bio-Kerosin wird unter anderem aus der ölhaltigen Jatropha-Pflanze aus mosambikanischem Anbau gewonnen. Mosambikanische Partnerorganisationen des INKOTA-netzwerks berichteten, dass der Anbau von Jatropha-Plantagen in den vergangen Jahren stark ausgeweitet worden sei und es dadurch zunehmend zu Landkonflikten komme. Die Bundesregierung beteiligt sich an dem Lufthansa-Projekt mit 2,5 Millionen Euro.

"Lufthansa heizt mit dem Einsatz von Bio-Kerosin die Landkonflikte in Mosambik weiter an. In einigen Regionen mussten die Menschen bereits umgesiedelt werden, um den Jatropha-Plantagen Platz zu machen. Es ist fatal, in einem Land in dem 38 Prozent der Menschen unterernährt sind, Energiepflanzen für den Export anzubauen", kritisierte Evelyn Bahn, Agrarexpertin des INKOTA-netzwerks.

Allein 2007 haben Investoren in Mosambik INKOTA zufolge Lizenzen zur Erschließung von fünf Millionen Hektar Land beantragt, was fast einem Siebtel der offiziell als "landwirtschaftlich nutzbar" definierten Fläche entspreche. Mosambik sei in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus von ausländischen Investoren geraten, die Land für den Anbau von Energiepflanzen erwerben möchten. Von den rund 21 Millionen Einwohnern Mosambiks leben Dreiviertel auf dem Land von kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Die Existenz der Kleinbauern werde durch die Großprojekte von ausländischen Investoren zunehmen bedroht.

Studien zeigen nach Angaben von INKOTA, dass die Jatropha-Pflanzen zu Gewinnung von Agrartreibstoffen in der Regel auf fruchtbarem Land angebaut werden, weil dies höhere Erträge bringt. Jatropha könne zudem nur mit massivem Einsatz von Pestiziden, Kunstdünger und Wasser gewinnbringend angebaut werden. "Von 'Bio'-Kerosin kann also keine Rede sein. Nicht nur die Flugpassagiere von Lufthansa werden getäuscht, sondern auch die Steuerzahler. 2,5 Millionen Euro Steuergelder werden verheizt, obwohl die Klimaeffizienz von Agrartreibstoffen bereits 2008 vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung widerlegt wurde", erklärte Evelyn Bahn.

Während für Agrarkraftstoffe zur Beimischung von Benzin und Diesel seit Anfang 2011 gesetzliche Nachhaltigkeitskriterien gelten, ist unklar, ob das Bio-Kerosin der Lufthansa zertifiziert wird. Die von der Bundesregierung anerkannte Zertifizierungsstelle "International Sustainability & Carbon Certification" habe bislang keine Plantagen in Mosambik zertifiziert, berichtete INKOTA. Das Netzwerk forderte die Bundesregierung dazu auf, die Förderung des Bio-Kerosin-Projektes zu stoppen und ein Moratorium für die Nutzung von Jatropha-Pflanzen zur Gewinnung von Agrarkraftstoffen zu verhängen. "Solange nicht sichergestellt werden kann, dass bei der Produktion von Bio-Kerosin soziale und ökologische Standards eingehalten werden, muss es einen Import-Stopp geben", forderte Bahn.

www.inkota.de

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