bmz_100Berlin. - Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hat am Sonntag die Dürregebiete in Kenia bereist. Wie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin mitteilte, besichtigte er gemeinsam mit der Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, mit BMZ-Geldern geförderte Wasserprojekte in Ukambali. In sogenannten Dach- und Felswasserfängen kann die Bevölkerung dabei das Wasser bei den periodisch eintretenden Regenfällen sammeln und hat dadurch vorgesorgt, wenn der Regen ausbleibt.

"Ich bin beeindruckt, wie es hier mit einfachen und den natürlichen Gegebenheiten angepassten Mitteln gelingt, für Dürrezeiten vorzusorgen", sagte Niebel. "Die Menschen hier sind auf Regenfälle angewiesen, als Trinkwasser für sich und ihre Tiere, aber auch um Landwirtschaft zu betreiben. Dies zeigt mir einmal mehr, wie wichtig es ist, in unserer Entwicklungszusammenarbeit verstärkt in den ländlichen Räumen zu investieren, und nicht nur auf die Bedürfnisse der Hauptstädte zu schauen."

Von den Folgen der Dürrekatastrophe am Horn von Afrika ist Kenia stark betroffen. Mehr als vier Millionen Menschen leiden unter Wassermangel und Hunger. Deutschland habe bereits schnell und unmittelbar auf die ärgste Not reagiert, erklärte das BMZ, mit deutschen bilateralen Leistungen von 33 Millionen Euro und den Beiträgen zu den Hilfen der EU und der Weltbank.

"In dieser akuten Not ist es wichtig, kurzfristig zu helfen. Das haben wir getan, und wir werden es auch weiter tun", sagte Niebel. "Wir müssen aber auch an die Zeit nach der Dürre und die langfristige Ernährungssicherung denken, denn es wird auch künftig regelmäßige, durch den Klimawandel verstärkte, Dürreperioden geben. Wir bereiten daher Programme vor, die nach der Dürre den Menschen helfen, ihre Lebensgrundlagen wiederherzustellen. Dieser Bereich wurde in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt."

Das BMZ stellt nach eigenen Angaben in diesem Jahr mehr als 700 Millionen Euro für diesen Schwerpunkt bereit. Jeder fünfte Euro, den das BMZ in bilaterale Zusammenarbeit investiert, gehe jetzt in ländliche Entwicklung.

Niebel besuchte außerdem eine ländliche Klinik in Kitui, in der die sonst oft zu teuren Krankenhausbesuche für schwangere Frauen und junge Mütter durch deutsche Gelder ermöglicht werden. Nach der Behandlung können sie zusätzlich ein Paket mit Nahrungsmitteln mit nach Hause nehmen - eine lebenswichtige Unterstützung für die werdenden und jungen Mütter angesichts der durch die Dürre auch in Kenia explodierten Lebensmittelpreise.

HILFE FÜR NOMADEN ERFORDERLICH

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) forderte besondere Hilfen für von der Dürre bedrohte Nomaden in Kenia, Uganda und Somalia. "Deutschland muss seine Katastrophenhilfe für Ostafrika aufstocken und dabei besonders die dramatische Lage der Nomaden berücksichtigen", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Die Nomaden zählten zu den wenigen Gruppen, die in unwirtlichen Regionen Ostafrikas überhaupt in der Lage seien, langfristig zu überleben.

"Doch den Turkana-Nomaden im Nordwesten Kenias droht nun das Aus, wenn nicht neue Brunnen erbaut und ihre Viehherden erhalten werden", warnte Delius. Sowohl im Norden Kenias als auch im Nordosten Ugandas und in Somalia seien vor allem Nomaden vom Klimawandel und immer häufiger auftretenden Dürren betroffen. So spitze sich auch die Situation der Karamojong-Nomaden in der Region Karamoja in Norduganda immer mehr zu, wo mehr als zwei Millionen Menschen unter den Folgen der Dürre leiden.

Am schlimmsten ist die Lage im Süden und in der Mitte Somalias. Dort könnte die Flucht tausender Menschen vor Hunger und Krieg verhindert werden, wenn diese Nomaden nun gezielt Hilfe bekommen würden bei der Versorgung ihrer Viehherden. "Erst wenn ihr Vieh massenhaft stirbt, fliehen die Nomaden und werden von Selbstversorgern zu Almosenempfängern, die auf kostspielige internationale Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind", sagte Delius. Dies setze ein Umdenken voraus, nicht nur bei den Regierungen Ostafrikas, sondern auch in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe.

www.bmz.de
www.gfbv.de

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