gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Forderung der Regierung Somalias nach militärischem Schutz für humanitäre Helfer kritisiert. "Militärische Begleitung für Hilfskonvois würde nicht nur die Helfer, sondern auch die Versorgung der Zivilbevölkerung akut gefährden", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

Mit militärischer Begleitung kämen noch weniger Hilfsorganisationen in die Hungergebiete, die von der Al-Shabab-Miliz kontrolliert werden, befürchtet die GfbV. Den Helfern würde der Zutritt verwehrt, weil sie nicht mehr als neutral gelten würden. Hilfreicher wäre es für die Notleidenden aus Sicht der GfbV, wenn die somalische Übergangsregierung sich für einen sofortigen Waffenstillstand einsetzte. Zumindest auf Schutzzonen für die Zivilbevölkerung müssten sich die Konfliktparteien im Bürgerkrieg in Somalia einigen, fordert die GfbV.

"Doch Somalias Regierung versucht sogar, die Schwächung der Al-Shabab-Miliz durch die Hungersnot auszunutzen, um militärische Erfolge zu verbuchen", kritisierte Delius. Der Rückzug von Al-Shabab aus der Hauptstadt Mogadischu wäre die Gelegenheit für eine neue Friedensinitiative gewesen. Aber der somalische Präsident Sheikh Sharif Sheikh Ahmed habe die Rebellen nicht zu einem Waffenstillstand aufgerufen, sondern sie am Wochenende dazu aufgefordert, sich geschlagen zu geben.

Offensichtlich setze Somalias Regierung trotz der katastrophalen Lage der Zivilbevölkerung nur auf eine militärische Lösung in dem Bürgerkrieg und starte immer neue Offensiven gegen die Rebellen. "Wenn in den nächsten Monaten zehntausende Somalis der Hungerkatastrophe zum Opfer fallen, dann sind dafür nicht nur die Dürre, sondern die Al-Shabab-Miliz und die somalische Regierung mitverantwortlich", sagte Delius.

Al-Shabab unterstelle verschiedenen internationalen Hilfsorganisationen schon heute mangelnde Neutralität und hindere sie an der Versorgung der Zivilbevölkerung in den von ihr kontrollierten Gebieten, berichtete die GfbV. Mitarbeiter des strikt um Neutralität bemühten Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) und des Somalischen Roten Halbmonds könnten hingegen auch dort wirksam helfen.

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