misereorBerlin. - Das katholische Hilfswerk MISEREOR hat die globale Spekulation mit Land und Nahrung als eine der Hauptursachen für Hunger kritisiert. "Spekulation ist ein wesentlicher Treiber für schwankende und stark steigende Preise für Mais und Weizen", erklärte Börsenexperte Dirk Müller, dessen für MISEREOR verfasste Analyse die anhaltenden Unschuldsbeteuerungen aus der Finanzwelt widerlegt.

Im Mai 2011 sei mit 350 Millionen Tonnen Weizen allein am Handelsplatz Chicago mehr als die Hälfte der globalen Weizenproduktion dieses Jahres virtuell bewegt worden, berichtete MISEREOR. Und auch die weltweite Spekulation mit Land steige. "Es gibt keinen einzigen volkswirtschaftlichen oder gar humanitären Grund dafür, dass sich private Investoren virtuell Weizensäcke in ihr Depot legen und so eine künstliche Nachfrage schaffen", lautete das Resümee des Börsenexperten Müller.

MISEREOR stellte die Spekulation mit Land und Nahrung in einen Zusammenhang. "Steigende Nahrungsmittelpreise erhöhen den kommerziellen Druck auf die weltweiten Landflächen. Kleinbäuerliche Betriebe ohne Kaufkraft und Eigentumstitel werden immer häufiger verdrängt", so Benjamin Luig, MISEREOR-Experte für Agrar- und Landpolitik. "Spekulationen mit Agrarrohstoffen und Land sind also alles andere produktiv. Im Gegenteil: Sie schaffen Hunger!"

Betroffen seien vor allem die Ärmsten der Armen: "Wenn die Preise steigen, trifft das die 2,9 Milliarden Menschen, die mit weniger als zwei Dollar täglich überleben müssen, am stärksten", so Luig. "Arme Familien geben oft 50 bis 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrung aus. Steigende Preise sind für sie daher lebensbedrohlich!"

Mit Blick auf das Treffen der G20-Finanzminister in Paris und dem Treffen des UN-Komitees für Ernährungssicherung in den kommenden Wochen forderte MISEREOR die Bundesregierung dazu auf, sich für mehr Transparenz und Regulierung einzusetzen: Beide Entwicklungen, sowohl die exzessive Spekulation mit Nahrung als auch die Spekulation mit Land, müssen mit Hilfe politischer Regulierung eingedämmt werden", betonte Luig. "Für den Handel mit Rohstoffen muss es Obergrenzen für die Positionen geben, die ein einzelner Spekulant halten darf. Außerdem sollte sich die Regierung mit ihren EU-Partnern für starke FAO-Leitlinien zur Landpolitik einsetzen."

www.misereor.de

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