foodwatch_hunger_100Berlin. - Die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen treibt die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe. Damit machten sich auch Investmentbanken wie die Deutsche Bank und Goldman Sachs sowie die Verwalter von Versicherungen, Pensionsfonds und Stiftungen mitschuldig an Hungersnöten in den ärmsten Ländern der Welt, heißt es in einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Studie der Verbraucherorganisation foodwatch. Sie investierten Geld, das Menschen für ihre Altersvorsorge sparen oder für gemeinnützige Zwecke stiften, in Wetten auf die Preise für Mais, Weizen und andere Nahrungsmittel.

Nach Angaben von foodwatch belegt der Report "Die Hungermacher", den die Verbraucherorganisation gemeinsam mit dem Autor Harald Schumann in Berlin vorstellte, dass die Spekulation mit landwirtschaftlichen Rohstoffen die Preise für Nahrungsmitteln tatsächlich in die Höhe treibt. Die Banken bestreiten dies und machen vor allem die steigende Nachfrage aus Schwellenländern für den Preisanstieg verantwortlich.

In einem Offenen Brief fordert foodwatch von dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann, er solle als Chef einer der größten Investmentbanken der Welt mit gutem Beispiel voran gehen. Die Deutsche Bank solle aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln aussteigen. Die Bankenlobby solle sich effektiver staatlicher Regulierung nicht länger widersetzen, sondern aktiv Regulierungen unterstützen, um den schädlichen Einfluss von Nahrungsmittel-Spekulationen zu verhindern.

Unter dem Motto "HÄNDE WEG VOM ACKER, MANN!" startete foodwatch auf der Website www.haende-weg-vom-acker-mann.de zudem eine E-Mail-Aktion an Ackermann, bei der Verbraucher diese Forderungen unterstützen können.

Von der europäischen Politik fordert foodwatch wirksame Positionslimits: Um den Einfluss von Finanzanlegern auf die Preisentwicklung von Rohstoffen zurückzudrängen, müsse die Zahl spekulativer Warenterminverträge auf höchstens 30 Prozent aller gehandelten Futures limitiert werden. Zudem müssten institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, Versicherungen und Stiftungen vom Handel mit Rohstoffderivaten ausgeschlossen werden. Damit würden sich die Kapitalquellen für die Spekulation verringern. Auch für Publikumsfonds müsse die Anlage in Agrar- und Energierohstoffe tabu sein.

"Nirgends wird die Perversion des heutigen Finanzsystems deutlicher als bei der Nahrungsmittelspekulation", sagte Niema Movassat, Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für die Fraktion DIE LINKE, zu dem foodwatch-Bericht. "Parallel zur größten Hungerkatastrophe in Afrika seit 60 Jahren erfahren wir, dass an der Rohstoffbörse in Chicago alleine im Mai 2011 mehr als die Hälfte der weltweiten Weizenproduktion gehandelt wurde. Die gleichen Banken, die wir angeblich mit Steuergeldern retten müssen, sind mit ihren Wetten auf steigende Lebensmittelpreise und virtuellen Geschäften verantwortlich für den Hungertod zahlloser Menschen. Das ist mehr als unerträglich.

"

www.foodwatch.de

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.