gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer neuen Tuareg-Revolte in Nordwestafrika. "Nach drei blutigen Aufständen in den vergangenen 20 Jahren drohen im Norden Malis erneut Unruhen unter den Ureinwohnern der Sahara, denn sie fühlen sich von der Regierung in Bamako im Stich gelassen", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

"Die wachsende Verunsicherung der Region durch El Kaida im Maghreb (AQMI) und die Militarisierung der Sahara schüren unter den Tuareg Unmut und sie wollen jetzt selbst die Initiative gegen AQMI ergreifen", berichtete Delius. Die Ureinwohner hätten unmittelbar unter den Folgen des Antiterror-Kampfes zu leiden. In Algier beginnt heute eine von Algerien und Kanada organisierte zweitägige Konferenz, auf der Sicherheitsexperten über eine bessere Koordinierung des Kampfes gegen AQMI beraten.

Tuareg hätten unabhängig vom Antiterror-Kampf der Sahel-Staaten und ihrer westlichen Verbündeten Militäroffensiven gegen AQMI angekündigt, um die Terrorbewegung aus den Regionen Kidal, Gao und Timbuktu im Norden Malis zu vertreiben, so die GfbV. So versuchten die Tuareg nicht nur die weitere Ausbreitung von AQMI einzudämmen, sondern auch ihre Aufrüstung mit neuen Waffen aus der Konfliktregion Libyen zu verhindern. Malis Regierung fürchte, dass bewaffnete Tuareg nicht nur Terroristen vertreiben würden, sondern sich so gestärkt auch erneut gegen die malische Regierung auflehnen könnten. Aus Libyen heimgekehrte ehemalige Kämpfer von Tuareg-Rebellengruppen beflügelten das Selbstbewusstsein der Tuareg.

"Die Befürchtungen der malischen Regierung, die Tuareg könnten sich erheben, sind nicht von der Hand zu weisen", sagte Delius. Im Oktober 2011 hätten sich mehrere Tuareg-Gruppen zur "Nationalen Bewegung für die Befreiung des Azawad (MNLA)" zusammengeschlossen. Kämpften sie bislang für mehr Gerechtigkeit und Autonomie des Azawad, der vornehmlich von Tuareg besiedelten Region im Norden Malis, so seien bei Demonstrationen der MNLA am 1. November auch Rufe nach einem unabhängigen Tuareg-Staat laut geworden. Abgeordnete des Parlaments Malis seien am 12. November in den Norden des Landes gereist, um die Lage in Gesprächen mit den Tuareg zu beruhigen.

"AQMI scheint die Warnungen der Tuareg ernst zu nehmen, weil sich die Kämpfer der Terrororganisation nach einem Ultimatum der Ureinwohner nun aus der Bergregion Adrar Tigharghar nahe der Siedlung Aguelhok im Norden Malis zurückgezogen haben", berichtete die GfbV weiter. Doch in weiteren Regionen Nord-Malis sei AQMI noch immer aktiv. Die Terrororganisation habe mit Entführungen von Ausländern den Zusammenbruch des Tourismus verursacht und damit eine der bedeutendsten wirtschaftlichen Lebensgrundlagen der Tuareg zerstört.

www.gfbv.de

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.