gfbvGöttingen. - Die Gewaltspirale in Nigeria schürt das Misstrauen zwischen Christen und Muslimen in dem westafrikanischen Staat. Das befürchtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. Den nigerianischen Sicherheitskräften warf die Menschenrechts-Organisation am Sonntag vor, mit dem Schutz religiöser Minderheiten vollkommen überfordert zu sein und die Sicherheit der Bürger des Staates nicht garantieren zu können.  

Tausende christliche Ibo seien auf der Flucht aus dem mehrheitlich muslimischen Norden, berichtete die GfbV, und auch im Süden halte die Flucht von muslimischen Haussa in den Norden an. "Nigeria droht eine Zerreißprobe. Das Land steht vor der schwersten Prüfung seiner Einheit seit dem Völkermord in Biafra vor mehr als 40 Jahren", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Seit Weihnachten seien mehr als 80 Christen getötet worden.

Der Vorsitzende der "Christlichen Vereinigung in Nigeria (CAN)", Ayo Oritsejafor, erinnerte am Wochenende an den Genozid in Biafra und warnte vor "ethnisch oder religiös begründeten Säuberungen" im Norden Nigerias. Tatsächlich hätten bereits tausende Ibo den Norden aus Angst vor neuen Angriffen der Boko Haram Sekte verlassen, so die GfbV. Viele Ibo, die als Händler im Norden tätig waren, seien in den Süden geflohen. Dies werde die wirtschaftlichen Probleme Nordnigerias verschärfen. Sowohl Sprecher der Ibo als auch der Yoruba kündigten an, dass ihre ethnischen Gemeinschaften weitere Gewalt von Boko Haram nicht tatenlos hinnehmen würden und sich nun selbst gegen neue Übergriffe auf Christen schützen wollten.

Aber auch aus dem Süden sollen nach Angaben des Vereins der Viehzüchter von Asaba (Bundesstaat Delta) bereits mehr als 10.000 muslimische Haussa aus Angst vor Vergeltungsangriffen von Christen nach Norden geflohen sein. Die muslimischen Flüchtlinge lebten zuvor vor allem in den Bundesstaaten Delta, Anambra, Bayelsa und Rivers.

"Die Regierung des christlichen Staatspräsidenten Goodluck Jonathan ist von der Massenflucht und drohenden Zweiteilung des Landes vollkommen überfordert", kritisierte Delius. Ihre ganze Aufmerksamkeit richte sie auf ihr eigenes politisches Überleben, das in der kommenden Woche massiv geprüft wird. Denn Gewerkschaften, Oppositionsparteien und Bürgerrechtler haben zu einem Generalstreik und zu Massenprotesten wegen der drastischen Erhöhung der Benzinpreise und der Kürzung von staatlichen Hilfen aufgerufen. Dieses Thema bewege Nigerias Öffentlichkeit mehr als die eskalierende Gewaltspirale zwischen Christen und Muslimen, so die GfbV.

www.gfbv.de

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