boerse_150Berlin. - Oxfam, Misereor und WEED werfen der Deutschen Bank vor, mitverantwortlich für Preisexplosionen auf den Weltagrarmärkten zu sein, die Lebensmittel für in Armut lebende Menschen unbezahlbar machen. Die nichtstaatlichen Organisationen fordern das Geldinstitut auf, bis Ende Januar den Ausstieg aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln zu beschließen und schnellstmöglich umzusetzen.

Die Deutsche Bank sei global die Nummer 1 bei börsengehandelten Rohstoffprodukten (Exchange Traded Products, ETPs) im Agrarbereich, so die NGOs. "Die Deutsche Bank mischt beim Spekulieren mit Nahrungsmitteln international in der ersten Liga mit. Solange sie mit Essen spielt, riskiert sie den Hungertod von Menschen", erklärte Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise, insbesondere die starken Preisschwankungen, ließen sich nicht nur mit den Ernteerträgen, der Nachfrage und den Lagerbeständen erklären.

Zahlreichen Experten zufolge, darunter die Weltbank, spielten die Investment- bzw. Indexfonds der Deutschen Bank und anderer Finanzspekulanten bereits eine Schlüsselrolle bei der Preisexplosion bei Nahrungsmitteln im Jahr 2007/2008. Von Januar 2005 bis Juni 2008 seien die Weizenpreise um 127 Prozent gestiegen, und die Maispreise hätten sich verdreifacht, berichteten Oxfam, Misereor und WEED. 100 Millionen Menschen hätten sich infolge der Preisexplosion nicht mehr ausreichend Nahrungsmittel leisten können und hungern müssen.

Recherchen im Auftrag von Oxfam, Misereor und WEED haben nach Angaben der Organisationen ergeben, dass aus 45 Rohstofffonds der Deutschen Bank bis zum Jahresende 2010 knapp fünf Milliarden US-Dollar in Agrarrohstofffonds und knapp 3,6 Milliarden US-Dollar in Energiefonds investiert worden seien. Diese Fonds würden auf steigende Agrar- bzw. Ölpreise wetten und damit zu Preisspitzen bei Nahrungsmitteln beitragen.

Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer fordert deshalb: "Die Deutsche Bank darf nicht nur gegenüber ihren Aktionären, sondern muss in einer globalisierten Welt auch gegenüber den Ärmsten ihre Verantwortung wahrnehmen und mit dem Ausstieg aus der Nahrungsmittelspekulation ein Zeichen setzen." Markus Henn, Finanzexperte bei WEED, verweist auf den Zusammenhang zwischen steigenden Ölpreisen und steigenden Nahrungsmittelpreisen. "Bei der Preisentwicklung von Öl ist die massive Finanzspekulation ein wichtiger Einflussfaktor", erklärt Henn. Steige der Ölpreis, so steige auch der Preis von Nahrungsmitteln.

Oxfam, Misereor und WEED fordern die Bundesregierung auf, bei der anstehenden EU-Finanzmarktreform für mehr Transparenz auf den Warenterminmärkten zu sorgen und die maßlose Spekulation durch Höchstgrenzen für den Handel mit Termingeschäften einzudämmen.

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