ilo_100Berlin. - Die weltweite Arbeitslosigkeit ist 2011 im vierten Jahr in Folge auf einem hohen Niveau geblieben. Das zeigen die Globalen Beschäftigungstrends, die die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Dienstag im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht hat. Mehr als 197 Millionen Menschen auf der Welt sind laut ILO arbeitslos, genauso viele wie im Vorjahr und fast 27 Millionen mehr als 2007, vor dem Ausbruch der Krise. Die Arbeitslosenquote stagniert damit bei 6,0 Prozent – trotz des vergleichsweise hohen Wirtschaftswachstums von 5,1 Prozent im Jahr 2010 und 4 Prozent 2011.

Hinzu kommen vor allem in den Entwicklungsländern rund 900 Millionen Menschen, die trotz Arbeit unter der Armutsschwelle von zwei Dollar pro Tag bleiben. "Jeder dritte Arbeitnehmer auf der Welt ist arbeitslos oder lebt trotz Arbeit in Armut – das sind rund 1,1 Milliarden Menschen", sagte ILO-Generaldirektor Juan Somavia. "Die Schaffung von Arbeit muss in der Wirtschaftspolitik daher oberste Priorität haben."

Weltweit müssten Berechnungen der ILO zufolge in den kommenden zehn Jahren 600 Millionen produktive Arbeitsplätze entstehen, um die vorhandene Arbeitslosigkeit abzubauen und die Neuzugänge zum Arbeitsmarkt aufzunehmen. Darüber hinaus müssten auch für die 900 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unterhalb der Armutsschwelle menschenwürdige Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die zentralen Politikempfehlungen der ILO dafür lauten: eine strikte Regulierung der Finanzmärkte; eine bessere internationale Koordination der Krisenbekämpfung, wobei die Staaten mit fiskalpolitischen Spielräumen diese auch nutzen sollten; sowie eine Wirtschaftspolitik, die sich auf Maßnahmen mit hoher Beschäftigungswirkung konzentriert.

Erstmals legt der Bericht dar, dass eine konsequente Finanzmarktregulierung einen wichtigen Beitrag nicht nur zur wirtschaftlichen Stabilisierung, sondern auch direkt zum Beschäftigungswachstum leisten kann. Zum einen würde dadurch die Unternehmensfinanzierung stabiler. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen, in denen erfahrungsgemäß die meisten Arbeitsplätze entstehen, hätten wieder einen besseren Zugang zu Krediten. Zum andern könnte eine globale Regulierung zu einer gleichmäßigeren Einkommensverteilung beitragen, was sich positiv auf die Nachfrage auswirken würde.

Verstärkte Anstrengungen zur Schaffung von mehr Beschäftigung seien umso wichtiger, als sich die Aussichten für das laufende Jahr wieder verdüstert hätten, warnen die Autoren des Berichts. Es bestehe das Risiko, dass das globale Wirtschaftswachstum auf unter zwei Prozent fällt. In diesem Fall würde die Zahl der Arbeitslosen um sieben Millionen auf dann 204 Millionen ansteigen.

www.ilo.org

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