handicapMünchen. - Ein Jahr nach Beginn der Aufstände in Libyen und lange nach Ende der gewaltsamen Auseinandersetzungen gefährden explosive Überreste des Krieges weiterhin die Bevölkerung. Die Hilfsorganisation Handicap International mahnte am Montag in München, wichtig seien vor allem zwei Maßnahmen: die Räumung von Minen und explosiven Überresten des Krieges in den früheren Konfliktgebieten sowie die Risikoaufklärung, um Unfälle zu verhindern.

Handicap International begann nach eigenen Angaben bereits im März 2011 mit einem Aufklärungsprogramm über die Vermeidung von Unfällen mit explosiven Überresten des Krieges. In den vergangenen Wochen hätten drei Räumungsteams mit der Säuberung in kontaminierten Gebieten bei Tripoli und Sirte begonnen, teilte die Organisation mit. In weniger als einem Monat hätten die Teams bereits mehr als 600 explosive Kriegsreste gefunden, die nun beseitigt werden.

"Nach dem Ende der Kämpfe ist das erste, was die Menschen wollen, nach Hause zurückkehren, obwohl diese Gebiete vermint und bombardiert wurden. Nicht selten begeben sie sich so unwissentlich in Gefahr", erklärte Frédéric Maio, leitender Projektmanager von Handicap International in Libyen. "Einige von ihnen versuchen sogar, Metall oder Sprengstoff aus zurückgelassenen Bomben zu gewinnen; ein extrem risikoreiches Verhalten. Deshalb müssen diese Waffen zerstört werden und wir müssen dafür sorgen, dass die Bürger sich der Gefahren bewusst sind."

Die Öffnung von Waffenlagern durch Gaddafis Streitkräfte während des Vormarsches der Rebellen und die Lieferungen verschiedener Staaten zu Beginn des Konfliktes haben Handicap zufolge zu der Verbreitung einer unbestimmbaren Menge an Kleinwaffen geführt. Diese seien in die Hände von Menschen gekommen, die nicht für ihre Verwendung ausgebildet wurden. Mit den richtigen Maßnahmen wären viele Unfälle nicht passiert. "Wir müssen beispielsweise verhindern, dass Feierlichkeiten in Tragödien enden, weil Zivilisten in die Luft schießen und dadurch sich und andere verletzen", sagte Frédéric Maio.

In nur zwei Monaten, zwischen Oktober und November 2011, wurden in Tripolis 400 Menschen durch Kleinwaffen getötet. Deshalb organisiert Handicap International Schulungen zur Prävention, um vor allem den am schwerwiegendsten betroffenen Bevölkerungsgruppen – den Jugendlichen – grundlegende Sicherheitsvorkehrungen vertraut zu machen. Einige hundert Lehrer wurden ausgebildet, damit sie ihren Schülern und deren Eltern das richtige Verhalten vermitteln. Außerdem werden in mehreren Städten Aufklärungs-Sets verteilt und in akut gefährdeten Gebieten aussagekräftige Plakate auf Reklameflächen aufgehängt.

Seit Beginn der Konflikte im März 2011 hat Handicap International außerdem einige hundert Libyer geschult, um in der Risikoaufklärung über Minen und andere explosive Überreste des Krieges tätig zu werden. Dieses vom Auswärtigen Amt unterstützte Programm trägt maßgeblich dazu bei, Unfälle zu verhindern. Auch hierbei werden Veranstaltungen in Schulen, Unternehmen, für Behörden und Organisationen und teilweise in Zusammenarbeit mit Moscheen organisiert sowie Aufklärungsmaterialien verteilt und informative Radiospots gesendet.

www.handicap-international.de

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