gfbvGöttingen. - In der Sahara sind seit Ausbruch des Tuareg-Konfliktes in Mali im Januar mehr als als 217.000 Menschen auf der Flucht. Das berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag in Göttingen. "Dringend benötigen vor allem die Flüchtlinge in Niger und Mauretanien mehr Hilfe", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

"Neben humanitärer Hilfe sind aber vor allem politische Initiativen der internationalen Staatengemeinschaft notwendig, um einen Waffenstillstand zu erreichen und den Tuareg-Konflikt friedlich zu lösen", betonte Delius. Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit seien in den letzten zwei Monaten 124.000 Tuareg sowie Angehörige anderer in den Städten Nord-Malis lebender ethnischer Gruppen in die Nachbarländer geflohen. Rund 37.000 Menschen suchten in Mauretanien Zuflucht, 35.500 in Niger und 21.660 in Burkina Faso. Auch hätten inzwischen 30.000 Flüchtlinge aus Nord-Mali im Süden Algeriens um Schutz gebeten.

Weitere 93.400 Menschen sind nach Informationen der Koordinationsstelle für Humanitäre Fragen der Vereinten Nationen (OCHA) im Norden Malis auf der Flucht. So hätten allein in der Umgebung der Stadt Timbuktu mehr als 35.600 Menschen ihre Häuser aus Angst vor neuen Kämpfen verlassen. Nahe der Grenze zu Algerien seien in der Region Kidal 27.800 Tuareg und Angehörige anderer ethnischer Gruppen auf der Flucht. Vor allem aus der in dem Gebiet liegenden Stadt Tessalit seien viele Zivilisten geflohen. Die Stadt war vor einer Woche von Kämpfern der Tuareg-Freiheitsorganisation "Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad (MNLA)" eingenommen worden.

Die Regierung Malis hatte im Februar 2012 angekündigt, sie werde die Rebellion der Tuareg innerhalb von zwei Monaten militärisch zerschlagen. "Doch angesichts immer neuer Geländegewinne der MNLA ist dies nicht realistisch", erklärte Delius. "Dringend muss eine weitere Eskalation der Kämpfe verhindert werden, um den Exodus der Zivilbevölkerung zu stoppen."

"Erschwert wird die humanitäre Versorgung der Flüchtlinge in den Nachbarstaaten durch lange Transportwege zu den abgelegenen Grenzregionen, in denen die Menschen um Schutz ersuchten", berichtete Delius. "Die Nachbarländer Malis brauchen mehr internationale Unterstützung, um die Flüchtlinge angemessen versorgen zu können."

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