sudan_lage_150Göttingen. - Im Sudan sind mehr als 400.000 Bürgerkriegsopfer von humanitärer Hilfe abgeschnitten, weil die Behörden die Versorgung der Notleidenden systematisch blockieren. "Obwohl der Weltsicherheitsrat bereits vor genau fünf Wochen alle Konfliktparteien in den umkämpften Regionen Süd-Kordofan und Blauer Nil ultimativ aufgefordert hat, Hungerhilfe für die Zivilbevölkerung zuzulassen, verweigern die sudanesischen Behörden internationalen Helfern noch immer den Zugang", berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen.

Die GfbV warnte, mit der im April einsetzenden Regenzeit werde jede Versorgung der Notleidenden unmöglich gemacht. Aufgeschreckt durch Notrufe von Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen, hatte der Weltsicherheitsrat am 14. Februar 2012 die sudanesische Regierung und die sie bekämpfende Sudanesische Volksbefreiungsbewegung - Nördlicher Bereich (SPLM-N) dringend aufgefordert, humanitären Helfern unverzüglich Zugang zu dem Krisengebiet zu gewähren. "Es ist ein Skandal, dass auf den Tag genau fünf Wochen später noch immer nichts geschehen ist", kritisierte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Sudans Hinhaltetaktik wird zehntausende Menschen das Leben kosten, wenn nun nicht schnell gehandelt wird."

Mit immer neuen Versprechungen habe das Bashir-Regime in den vergangenen Wochen die internationale Gemeinschaft hingehalten, so die GfbV. Sozialministerin Amira Al-Fadil habe am 19. Februar zugesichert, dass einige internationale Organisationen Süd-Kordofan besuchen dürften, um dort den Bedarf an humanitärer Hilfe zu klären. Einer gemeinsamen Initiative der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und der Arabischen Liga, die Not leidende Zivilbevölkerung zu versorgen, verweigere die sudanesische Regierung jedoch bis heute die Zustimmung. Nur die Rebellen der SPLM-N hätten sich der Initiative bislang angeschlossen.

"Jeder Tag des Wartens kostet tausende Menschenleben", warnte Delius. "Hungerblockaden als Mittel der Kriegführung sind völkerrechtlich geächtet. Der Sudan macht sich der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig, wenn er die humanitäre Hilfe noch länger blockiert."

Es reiche nicht aus, wenn die Regierung in Khartum darauf hinweist, die Hilfsorganisation "Sudanesischer Halbmond" könne die Bürgerkriegsopfer versorgen, sagte Delius. "Denn diese Hilfsorganisation wird von den Hungernden nicht als neutral angesehen. UN-Soldaten bestätigen das Misstrauen. Sie beobachteten am 20. Juni 2011, wie Geheimdienstmitarbeiter verkleidet als Helfer des 'Sudanesischen Halbmond' Zivilisten aus dem Schutzbereich der Blauhelme herausschafften."

www.gfbv.de

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