mali_80Berlin. - Der Aufstand der Tuareg-Rebellen und die unsichere Lage nach dem Putsch haben im westafrikanischen Mali nach UN-Schätzungen rund 233.000 Menschen in die Flucht getrieben. Die EU Kommission warnte eindringlich vor einer humanitären Katastrophe, die sich auf die Nachbarländer ausweiten könnte. Hilfsorganisationen arbeiten mit Hochdruck daran, die Betroffenen mit dem Notwendigsten zu versorgen.

Während 94.000 Frauen, Männer und Kinder im eigenen Land vor den Auseinandersetzungen der Tuareg-Rebellen geflohen sind, haben sich mehr als 141.000 Menschen in die Nachbarländer Niger, Mauretanien und Burkina Faso gerettet. Die Flüchtlingsströme verschlechtern aber nach Angaben der Aktion Deutschland Hilft vor allem in den angrenzenden Ländern die bereits bestehende schwache Nahrungsmittelsituation aufgrund von Dürre und Ernteausfall. Die Menschen in Mali müssten daher so schnell wie möglich mit ausreichend Lebensmitteln und Medikamenten versorgt werden.

ADRA, Islamic Relief, CARE und World Vision organisieren trotz der auch für die Helfer kritischen Sicherheitslage in Mali Programme zur Nahrungsmittelverteilung und Ernährungssicherung. Damit die reine Verteilung von Nahrungsmitteln aber nicht zur Abhängigkeit führt, werden sogenannte "Cash for Work" und "Cash for Training" Workshops angeboten. So sollen der notleidenden Bevölkerung wichtige Fähigkeiten vermittelt werden, die langfristig zur Bekämpfung der Hungersnot dienen.

In Burkina Faso sind laut UNO aktuell mehr als 32.000 Flüchtlinge aus Mali angekommen. Schon vorher konnte hier die Hälfte aller lokalen Haushalte ihren Lebensmittelbedarf nicht mehr mit der eigenen Ernte decken. In Zusammenarbeit mit dem burkinischen Roten Kreuz hat Help einen humanitären Soforthilfeeinsatz gestartet. Die Flüchtlingshilfe wird in der Provinz Oudalan geleistet, wo sich die meisten malischen Flüchtlinge, vorwiegend Kinder, Frauen und ältere Menschen aufhalten.

LandsAid wird aus Deutschland ein medizinisches Team für eine Mobile Klinik im nördlichen Burkina Faso entsenden. Versorgt werden hier Flüchtlinge aus Mali, aber auch die burkinische Bevölkerung in den umliegenden Dörfern. Die nötigen Medikamente hierfür werden vom Bündnispartner action medeor ausgeflogen.

Mehr als 26.000 Flüchtlinge aus Mali und ihre Bedürfnisse wirken sich auch auf die bereits angespannte Nahrungsmittelsituation im Niger aus. CARE unterstützt malische Flüchtlinge im Niger mit Haushaltsgegenständen und Hygieneartikeln wie Seife oder Eimern. World Vision kümmert sich im Niger vor allem um die Ernährung von Kindern und unterstützt seit Oktober bedürftige Familien mit Nahrungsmitteln, führt Impfungen von Nutztieren durch, verteilt Saatgut an Bauern und verbessert die Versorgung mit Wasser.

Wie Ärzte ohne Grenzen am Donnerstag berichtete, haben seit Ende Januar rund 57.000 Menschen aus Mali das Flüchtlingslager Mbéra in Mauretanien erreicht. Die Zahl der Flüchtlinge steige ständig, derzeit kämen täglich 1.500 Flüchtlinge an. Als Reaktion auf diesen enormen Zustrom verstärkte Ärzte ohne Grenzen die medizinische Nothilfe in dem Wüstengebiet, in dem der Zugang zur medizinischen Versorgung extrem eingeschränkt ist.

Die Kämpfe zwischen der malischen Armee, Tuareg-Gruppierungen und anderen bewaffneten Gruppen zwingen auch tausende Menschen zur Flucht ins drei Kilometer hinter der malischen Grenze gelegene Fassala in Mauretanien. "Die Anwesenheit von bewaffneten Gruppen und die politische Unsicherheit in Mali versetzen die Bevölkerung in Angst und Panik", berichtete Elisabetta Maria Faga, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. "Die Flüchtlinge sind vor allem Tuareg-Familien aus der Region um Timbuktu und sie kommen hier nach einer zweitägigen Reise auf Lastwagen völlig erschöpft an."

Im Lager Mbéra, im Herzen der Sahelzone und sechs Fahrstunden vom nächstgelegenen Referenzkrankenhaus in Néma entfernt, behandelt Ärzte ohne Grenzen mangelernährte Kinder und leistet Basisgesundheits- sowie Mutter-Kind-Versorgung. Die Teams unterstützen auch die lokale Bevölkerung, indem sie Gesundheitsposten in der Region betreiben. "Wegen des fehlenden Zugangs zu Wasser, den extremen Temperaturen und häufigen Sandstürmen leiden viele Menschen an Atemwegsinfektionen und an Durchfall", sagte Jean-Paul Jemmy, der medizinische Koordinator von Ärzte ohne Grenzen.

Die Hilfswerke bitten um Spenden für die Flüchtlinge.

www.aktion-deutschland-hilft.de
www.aerzte-ohne-grenzen.de