gfbvGöttingen. - In der sudanesischen Krisenregion Darfur benötigen rund 1,9 Millionen Flüchtlinge dringend mehr humanitäre Hilfe. Darauf hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) aufmerksam gemacht. "In vielen Lagern der Überlebenden des Genozids fehlt es am Nötigsten", berichtete GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.

Manche Camps seien seit Oktober 2011 nicht mehr mit Nahrungsmitteln oder Medikamenten beliefert worden, sagte Delius. Sudanesische Behörden behinderten oft die Arbeit der Hilfsorganisationen. Viele Flüchtlinge fürchteten, dass sie durch die Einschränkung der humanitären Hilfe zum Verlassen der Lager gezwungen werden sollen. "Neun Jahre nach Beginn des Völkermords in Darfur werfen die Überlebenden der internationalen Gemeinschaft vor, sie vergessen zu haben und die noch immer katastrophale Sicherheitslage schön zu reden."

Die sudanesische Regierung wolle den Eindruck von Normalität und Frieden erwecken und arbeite daher gezielt auf die Schließung aller Lager von Binnenflüchtlingen hin, kritisierte Delius. "Das Prinzip der freiwilligen Rückkehr muss aber absoluten Vorrang haben." Es dürfe auch nicht dadurch umgangen werden, dass die sudanesischen Behörden durch immer neue Einschränkungen ein Überleben in den Camps unmöglich machten.

So habe die staatliche "Kommission für Humanitäre Hilfe" beispielsweise am vergangenen Wochenende alle ausländischen Hilfsorganisationen angewiesen, ihre Arbeit für die 80.000 Flüchtlinge in den zehn Lagern in der Umgebung der Stadt El Geneina (West-Darfur) ab Ende Juni 2012 einzustellen, berichtete die GfbV. Am 22. April 2012 habe die Kommission zwei sudanesische Hilfsorganisationen in Nyala (Süd-Darfur) geschlossen, die seit 2004 humanitäre Hilfe in Darfur leisteten.

"In allen Regionen Darfurs gibt es massive Engpässe bei der humanitären Versorgung", betonte die GfbV. Viele der während des Völkermords Vertriebenen lehnten trotz der dramatischen Notlage eine Rückkehr in ihre zerstörten Dörfer ab, weil ihre Sicherheit nicht gewährleistet sei. So erschüttere zurzeit eine Welle von Vergewaltigungen Darfur, die schlimmste Erinnerungen an den Völkermord wecke, als sexuelle Gewalt als Mittel der Kriegsführung eingesetzt wurde.

Vielen Flüchtlingen fehlt nach Angaben der GfbV aber auch das Vertrauen in den Darfur-Friedensvertrag von Doha vom Juli 2011, der bis heute von maßgeblichen Bewegungen der Darfuris nicht mitgetragen werde. Der Regierung werfen die Flüchtlinge vor, die Welt gezielt zu täuschen. Statt die Ursachen des Völkermords anzugehen, würden nur seine Spuren gezielt verwischt.

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