aerzte_ohne_grenzenBerlin. - Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen befürchtet eine erneute Verschlechterung der humanitären Lage der 465.000 somalischen Flüchtlinge im kenianischen Lager Dadaab. Ein anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni veröffentlichter Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Lage in dem größten Flüchtlingslager der Welt ein Jahr nach der Ernährungskrise immer noch inakzeptabel ist.

Zwar sind Ärzte ohne Grenzen zufolge sowohl die Fälle von Mangelernährung wie auch die Sterblichkeitsraten zurückgegangen. Ohne grundlegende Änderungen im Lager sei es aber nur eine Frage der Zeit, bis in Dadaab die nächste Krise ausbricht. Ärzte ohne Grenzen forderte die internationale Gemeinschaft auf, dort erneut tätig zu werden und dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen und seinen Partnern ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen.

In und um Dadaab habe sich die Sicherheitslage zunehmend verschlechtert, was sich auch auf die Arbeit von Hilfsorganisationen niederschlage, berichtete Ärzte ohne Grenzen. Nach einer Reihe von ernsten Zwischenfällen im Oktober 2011, darunter die Entführung zweier Mitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen, wurden die Aktivitäten in dem Lager zurückgefahren, die Registrierung und die medizinische Untersuchung von Neuankömmlingen wurden komplett eingestellt. So waren die neu Eingetroffenen in den vergangenen acht Monaten gezwungen, bei Flüchtlingen in den überfüllten Lagern Unterschlupf zu finden. Es kam zu Ausbrüchen von Masern und Cholera.

Ärzte ohne Grenzen fordert, die Registrierungseinrichtungen wieder zu öffnen, damit alle neu ankommenden Flüchtlinge umgehend medizinisch untersucht werden können und Lebensmittelhilfe sowie eine Unterkunft erhalten. Darüber hinaus schlägt die Organisation vor, Möglichkeiten zu schaffen, damit sich mehr Flüchtlinge im Ausland niederlassen können, oder Flüchtlinge in Lager von überschaubarer Größe in einem sichereren Gebiet umzusiedeln.

"Auch wenn die Flüchtlinge Essen erhalten, ist Dadaab heute kein sicherer Zufluchtsort mehr", sagte Elena Velilla, verantwortlich für die Projekte von Ärzte ohne Grenzen in Kenia. "Tausende schutzlose Menschen mussten schon viel zu lange leiden. An einem wirklichen Zufluchtsort müssen das gesundheitliche Wohl und die Würde der Menschen gewährleistet sein. Solange nichts getan wird, werden die somalischen Flüchtlinge auch weiterhin die Leidtragenden sein."

Ärzte ohne Grenzen betreibt in Dagahaley / Dadaab ein Krankenhaus mit 300 Betten. Das Ernährungsprogramm ermöglicht zurzeit die Versorgung von mehr als 850 schwer mangelernährten Kindern. Die Mitarbeiter führen durchschnittlich 14.000 medizinische Untersuchungen pro Monat durch, rund 1.000 Flüchtlinge werden stationär aufgenommen.

Im Oktober 2011 wurden die beiden Ärzte ohne Grenzen-Mitarbeiterinnen Montserrat Serra und Blanca Thiebaut aus dem Flüchtlingslager Dadaab entführt, während sie dort somalischen Flüchtlingen Hilfe leisteten. Sie werden nach wie vor festgehalten. Ärzte ohne Grenzen forderte alle Konfliktparteien in Somalia auf, auf eine sichere Freilassung der Mitarbeiterinnen hinzuwirken.

www.aerzte-ohne-grenzen.de

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