gigaHamburg. - Steigende Weltmarktpreise für Nahrungsmittel sind kein neues Phänomen. Die Preise steigen seit Mitte der 1990er Jahre. Doch 2008 und 2011 kam es zu extremen Preisausschlägen. Die Ursachen sind sowohl in strukturellen Veränderungen bei Angebot und Nachfrage auf den Weltmärkten als auch in Veränderungen auf den Finanzmärkten zu sehen, analysiert das German Institute of Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg in seiner Publikation GIGA Focus Global (5/2012).

Das GIGA sieht das Ziel, einem immer größer werdenden Teil der Weltbevölkerung sicheren Zugang zu quantitativ und qualitativ ausreichender Nahrung zu ermöglichen, durch die steigenden Nahrungsmittelpreise gefährdet. Eine Ursache: Die Wachstumspotenziale der Grünen Revolution sind weitgehend ausgeschöpft. Auch die steigende Flächenkonkurrenz zu anderen Nutzpflanzen führe zu geringeren Zuwachsraten bei der Weltgetreideproduktion. Die Verwendung von Getreide als Viehfutter und als Rohstoff für Agrosprit sowie steigende Preise für Rohöl tragen ebenfalls zu einem tendenziellen Anstieg der Preise für Nahrungsmittel bei.

Auf der Basis tendenziell steigender Rohstoffpreise, so GIGA-Autor Hans-Heinrich Bass, treten seit einigen Jahren Kapitalanleger mit indexorientiertem Investitionsverhalten an den Warenterminbörsen auf. Mit der Deregulierung der Finanzmärkte wurden einschlägige Finanzmarktinstrumente bereitgestellt. Die Liquiditäts- und Ersparnisflut in Hocheinkommens- und Schwellenländern motiviere Anleger, sich dieser Instrumente zu bedienen. Sie verstärkten damit den Aufwärtstrend bei den Nahrungsmittelpreisen und förderten das Entstehen von Preisblasen.

Die Auswirkungen einer globalen Teuerung auf die nationale und lokale Ernährungssicherheit in Entwicklungs- und Schwellenländern werden Bass zufolge verschärft durch einen fallenden Außenwert der heimischen Währung im Verhältnis zum US-Dollar, unzureichenden Wettbewerb auf dem nationalen Getreidemarkt, eine geringe Eigenversorgung sowie durch einen hohen Anteil der Nahrungsmittelausgaben an den Konsumausgaben.

Kurzfristig stelle eine Einschränkung des indexorientierten Investitionsverhaltens eine Möglichkeit dar, die Nahrungsmittelpreissteigerung abzubremsen, schreibt Bass. Mittelfristig seien nachfrageseitig dafür erforderlich: weniger Agrospritproduktion, weniger Fleischproduktion und weniger Verschwendung von Nahrungsmitteln auf dem Weg vom Acker zum Teller. Angebotsseitig sei die Steigerung der Flächenproduktivität insbesondere in Afrika entscheidend. Eine Kopie der Grünen Revolution wäre hier allerdings ein Irrweg, so das GIGA Papier.

Das GIGA gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost sowie zu globalen Fragen heraus.

www.giga-hamburg.de

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