tjnBerlin. - Eine neue Studie des Tax Justice Network (Netzwerk Steuergerechtigkeit) beziffert das Vermögen Superreicher in Steueroasen weltweit auf 21 bis 32 Billionen US-Dollar. Dadurch seien den Staaten Einkommensteuern von bis zu 280 Milliarden Dollar entgangen, heißt es in der Untersuchung. In zahlreichen Entwicklungsländern sei das Offshore-Vermögen der Bürger sogar größer als die gesamte Staatsverschuldung.

Als superreich gilt, wer über ein Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar verfügt. Die Studie mit dem Titel "Inequality: You Don’t Know Half of it" kommt zu dem Ergebnis, die Kluft zwischen arm und reich sei "weitaus größer als wir je vermutet haben." Das der Steuer entzogene Privatvermögen wirke wie ein "großes schwarzes Loch in der Weltwirtschaft", sagte der Autor der Studie, der ehemalige Chefvolkswirt der Unternehmensberatung McKinsey, James Henry.

Henry zufolge ist wiegt das Problem der Steuerflucht und Steuerhinterziehung in Entwicklungsländern besonders schwer. Von den 70er Jahren bis 2010 hätten die reichsten Bürger in 139 Entwicklungsländern nicht deklarierte Vermögen von geschätzten 7,3 bis 9,3 Billionen US-Dollar in Steueroasen gehortet. Dieses sogenannte Offshore-Vermögen sei in vielen Entwicklungsländern sogar größer als die Staatsverschuldung des jeweiligen Landes.

Nach Angaben des Tax Justice Network wurden für die Studie Daten der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Vereinten Nationen und der Zentralbanken der jeweilligen Länder verwendet. Gegenstand der Untersuchung waren nur Finanzvermögen. Nicht berücksichtigt wurden hingegen Sachvermögen wie Gold, Immobilien, Luxusjachten oder Rennpferde.

Erst kürzlich hatte eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) das Vermögen der obersten ein Prozent in Deutschland von 23 Prozent auf 34 Prozent korrigiert, da sehr reiche Haushalte in den Daten des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) nicht bzw. untererfasst seien. "Die Finanzkrise wird sich nicht lösen lassen, ohne die Vermögen und Einkommen der (Super-)Reichen stärker zu besteuern, wenn wir nicht lang anhaltende ökonomische Stagnation, soziale Verwerfungen und politische Instabilität riskieren wollen", erklärte die "Initiative Vermögender für eine Vermögensabgabe".

"Wenn jemand 'über seine Verhältnisse' gelebt hat, so doch wohl in erster Linie die Reichen, die sich immer größere Anteile des gesellschaftlich erarbeiteten Reichtums angeeignet haben. Es ist grotesk, wenn von uns in der jetzigen Krisensituation so gut wie keine Opfer abverlangt werden", sagte Peter Vollmer, einer der Sprecher der Initiative.

Die "Initiative Vermögender für eine Vermögensabgabe" fordert seit 2009 in einem Appell, den inzwischen über 60 Personen unterzeichnet haben, eine zehnprozentige zweckgebundene Vermögensabgabe, verteilt auf zwei Jahre, und danach die Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Damit sollten Vermögende stärker an den Lasten der Krisenfolgen beteiligt werden.

www.taxjustice.net
www.appell-vermoegensabgabe.de

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