misereorHamburg. - Anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober hat Misereor-Bischof Werner Thissen die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, den eigenen Fleischkonsum kritisch zu überdenken und ganz bewusst weniger Fleisch zu essen. "Wir müssen uns bewusst werden, dass unser Konsumverhalten auf Kosten anderer Menschen und unserer Umwelt geht", erklärte Thissen.

"Die Massenproduktion von Schweinefleisch zu Billigpreisen hier bei uns hat dramatische Auswirkungen für Menschen in den Südkontinenten", sagte Thissen weiter. "Insbesondere die Heranzucht von Schweinen basiert auf importiertem Soja. Die Flächen, die wir im Süden für den Sojaanbau nutzen, führen zur Verdrängung bäuerlicher Familienbetriebe."

In Paraguay, dem ärmsten Land Südamerikas, werden Misereor zufolge 73 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Anbau von Exportsoja verwendet. Die Gewinne aus diesem Geschäft landeten in den Händen weniger. Der Mehrheit der Paraguayer fehle aber Land, um sich selbst ernähren zu können. Immer wieder berichten Misereor-Partner von gewaltsamen Vertreibungen. Auch werden durch den intensiven Einsatz von Pestiziden in den Sojamonokulturen die Böden vergiftet, was zu Gesundheitsschäden führt.

"Unser Fleischkonsum hat also etwas mit der Situation von Millionen hungernder Menschen in der Welt zu tun", mahnte Thissen. "Das sollten wir uns gerade anlässlich des Welternährungstags deutlich vor Augen führen."

Weltweit steigt der Fleischkonsum rapide an. Er wird sich Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO zufolge bis 2050 verdoppeln. Die größte Menge, über 100 Kilogramm pro Kopf und Jahr, wird auch dann weiterhin in den Industrieländern gegessen werden.

Deutschland ist weltweit der drittgrößte Produzent von Schweinefleisch. 2009 wurden über 55 Millionen Schweine in Deutschland geschlachtet. 2011 waren es bereits 59 Millionen. Allein für die Sojaimporte nimmt die EU-Landwirtschaft im Süden dreimal soviel Ackerfläche in Beschlag wie ihr in Deutschland insgesamt zur Verfügung stehen.  

"Wenn wir bewusst ein oder zweimal die Woche auf Fleisch verzichten und uns nach Möglichkeit mit regional produzierten Produkten versorgen, unterstützen wir hier bei uns eine bäuerliche, nachhaltige Landwirtschaft. Gleichzeitig tragen wir dazu bei, dass die Hungernden in der Welt eine größere Überlebenschance bekommen", erklärte Thissen.   

Eine kritische Überprüfung des individuellen Fleischkonsums könne aber alleine nicht reichen. Sie müsse unterstützt werden von politischen Rahmenbedingungen und Weichenstellungen, die eine andere Fleisch- und Landwirtschaftspolitik ermöglichten. "Misereor fordert daher von der Politik, dass Regeln und Anreize geschaffen werden, die zu einer Abkehr der industriellen Massentierhaltung führen", so Thissen. Zum Beispiel könne die Aufzucht von Tieren wieder stärker an die zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Flächen gekoppelt werden.  

www.misereor.de

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