ostafrika_duerre_nasa_100Berlin. - Ausgerechnet die Dürreregion am Horn von Afrika muss derzeit Überschwemmungen fürchten. "Das Risiko für heftige Regenfälle über Somalia, dem südlichen Teil von Äthiopien und Ost-Kenia bleibt in der kommenden Woche bestehen", warnt das Frühwarnzentrum FEWS NET der US-amerikanischen Entwicklungsbehörde USAID. In den vergangenen Wochen war es in Teilen von Nord- und Südsomalia immer wieder zu sintflutartigen Regenfällen gekommen. Auch in Zentral-Kenia hatten heftige Niederschläge zu Überschwemmungen geführt.

Für die Menschen in der Region bedeuten die Wetterextreme eine ständige Bedrohung, so das Bündnis Entwicklung Hilft. 2011 erlebte Ostafrika die schlimmste Dürrekatastrophe seit 60 Jahren. Der soeben erschienene Ostafrika-Bericht des Bündnisses geht von mehr als 12 Millionen Menschen aus, die vor allem in Somalia, Kenia, Äthiopien und Dschibuti von der schweren Hungersnot betroffen waren. Die viel zu kurze Regenzeit hatte die Brunnen versiegen lassen, die Zisternen und Wasserrückhaltesysteme, von denen es zudem viel zu wenige gibt, waren vielerorts leer.

Die Regenzeit, die nun begonnen hat, bringt jedoch nicht nur Erleichterung, sondern auch neue Gefahren, warnt das Bündnis Entwicklung Hilft. Heftige Regenfälle führen zu vermehrter Erosion und Überschwemmungen. Der Klimawandel macht dies noch schlimmer: Weil die Regenzeiten nun unregelmäßiger ausfallen, müssen die Menschen ständig befürchten, dass das, was sie gerade angepflanzt haben, wegen plötzlicher Trockenheit wieder verdorrt.

"Das grundlegende Problem in der Region ist und bleibt die Wasserversorgung", erklärt Wilhelm Thees, Agrarexperte beim Bündnis-Mitglied Misereor. In diesem Teil Ostafrikas fehlten große Flussläufe als Lebensader, und unregelmäßige Niederschlagsmengen machten Ackerbau nur begrenzt möglich.

"Wir haben natürlich keinen Einfluss auf die Niederschläge in der Region", so Thees. Aber es gebe viele Möglichkeiten, wie die Bauern und Hirtenvölker ihre Lage verbessern können. Etwa der Bau von Wasserrückhaltebecken und Drainagen. Oder die Einführung nachhaltiger Anbaumethoden, Futtermittelanbau oder Gemüseanbau mit Kleinbewässerung in der Trockenzeit. "Es gilt, gemeinsam mit den Menschen an diesen Schrauben zu drehen."

Bündnis Entwicklung Hilft hat bislang rund 12,7 Millionen Euro Spenden für Ostafrika erhalten. Diese Gelder wurden den fünf Bündnis-Mitgliedern Brot für die Welt, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe und den zwei in Ostafrika tätigen Bündnis-Partnern Christoffel-Blindenmission und Kindernothilfe zur Verfügung gestellt. 7,8 Millionen Euro sind bereits in Ostafrika eingesetzt oder zur Finanzierung konkreter Projekte eingeplant worden.

Alle am Horn von Afrika tätigen Bündnis-Mitglieder setzen dabei neben akuter Nothilfe auf langfristige Hilfsmaßnahmen. Die Widerstandskräfte der Menschen sollen gestärkt werden, damit sie künftig besser auf Katastrophen vorbereitet sind – und sie in den Griff bekommen können.

"Wichtig ist, neben den vorbeugenden Maßnahmen vor Ort, bestehende Frühwarnsysteme so zu verbessern, dass auch die kleinsten Dörfer erreicht werden", erklärt Jörg Heinrich, Ostafrika-Experte beim Bündnis-Mitglied Welthungerhilfe. Denn wenn die Menschen rechtzeitig informiert sind, haben sie Handlungsspielraum. Zum Beispiel wäre Zeit, dass die Viehbesitzer ihre Herden verkleinern und die Tiere zu guten Preisen verkaufen können.

"An einem solchen Frühwarnsystem arbeiten wir mit Hochdruck", sagt Heinrich. Wichtig sei es, dabei auch lokale Organisationen und vor allem auch staatliche Stellen einzubinden und Verantwortung von ihnen einzufordern. Der Experte ist überzeugt: "Um ein funktionierendes Frühwarnsystem zu etablieren, braucht es ein Netzwerk, das auf verschiedenen Ebenen agiert." Bauernorganisationen müssten genauso dabei sein wie Regierungsstellen, Wetter-Experten und internationale Frühwarnzentren.

www.entwicklung-hilft.de

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.