mali 125Berlin. - In Mali spitzt sich die humanitäre Lage infolge der Kampfhandlungen im Norden des Landes weiter zu. CARE rief am Mittwoch alle Akteure dazu auf, den humanitären Korridor zu achten und auszuweiten, damit Hilfsorganisationen dringende Nothilfe in die betroffenen Regionen liefern könnten. Die Welthungerhilfe entsendet zusätzliche Nothelfer und stellt 100.000 Euro Soforthilfe bereit. Auch andere Organisationen intensivieren ihre Hilfe.

"Der gewaltsame Konflikt hält humanitäre Organisationen wie CARE davon ab, die Bevölkerung zu erreichen", berichtete Claudine Mensah Awute, CARE-Länderdirektorin in Mali. "Die Menschen im Norden von Mali haben ihre letzten Reserven verbraucht, nachdem es im vergangenen Jahr eine schwere Nahrungskrise und politische Konflikte gab. Wir müssen nun schnell lebensrettende Nahrung, Unterkünfte, hygienische Vorrichtungen und medizinische Versorgung bereitstellen."
 
In den vorausgegangenen neun Monaten hatten viele malische Familien aus dem umkämpften Norden in Gastfamilien im Süden Obdach gesucht. Nun steigt die Zahl der Flüchtlinge täglich. Die meisten sind Frauen und Kinder. "Die Gastfamilien im Süden können die Flüchtlinge aber nicht für immer versorgen", warnte Awute. "Einige geflohene Familien haben ihre Kinder bereits aus der Schule genommen, um das Geld für eine eigene Unterkunft zu verwenden."
 
Die Nahrungskrise, die 2012 neben Mali auch andere Länder der Sahelzone traf, ist CARE zufolge nicht vorbei. Obwohl im Land wieder mehr Regen gefallen ist, mussten aufgrund der Gewalt viele Bauernhöfe und Felder verlassen werden. "Derzeitige Schätzungen sprechen von rund 660.000 Kindern unter fünf Jahren, die in diesem Jahr unter akuter Mangelernährung leiden werden. Wenn die Kämpfe weitergehen und Menschen dadurch von humanitärer Hilfe abgeschnitten sind, wird der Teufelskreis aus Hunger und Gewalt weitergehen", sagte die CARE-Länderdirektorin Awute.
 
CARE arbeitet in Absprache mit lokalen Behörden, dem Welternährungsprogramm und anderen internationalen Partnern, um eine schnelle und effiziente Hilfe für die betroffenen Regionen zu gewährleisten. Das CARE-Nothilfeteam bereitet sich darauf vor, Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter wie Decken, Eimer, Kochuntensilien und Seife zu verteilen. CARE arbeitet auch im benachbarten Niger, um Flüchtlingsfamilien mit dem Nötigsten zu versorgen.

Vor dem Hintergrund der andauernden Kämpfe im Norden Malis entsendet die Welthungerhilfe zusätzliche Nothelfer. Darüber hinaus werden 100.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt. "Wir müssen jetzt reagieren! Die Situation der Menschen in Mali wird von Tag zu Tag schwieriger. Die Bedingungen, unter denen die Familien derzeit leben müssen, sind katastrophal. Zudem erwarten wir in den nächsten Wochen wachsende Flüchtlingsbewegungen", sagte Mathias Mogge, Vorstand Programme der Welthungerhilfe.

Viele der 14 Millionen Menschen in Mali, so die Welthungerhilfe, leiden ohnehin an chronischer Unterernährung. Die Bevölkerung habe zudem noch die Folgen der Dürre im Sahel 2012 zu verkraften.

POLITISCHE LÖSUNG DES KONFLIKTS NOTWENDIG

Die malische Partnerorganisation von medico international, AME (Association Maliènne des Expulsés), forderte eine politische Lösung des Konfliktes, die zuallererst die Interessen der malischen Bevölkerung berücksichtigen solle. Ein breites Bündnis der malischen Zivilgesellschaft plane zurzeit eine "Bürgerkarawane für den Frieden". Sobald es die Sicherheitslage zulässt, will das Bündnis mit einer großen Demonstration von Bamako oder Mopti aus in die umkämpften Gebiete ziehen. Damit soll ein Zeichen für die Einheit der Nation und dialogorientierte Lösungen gesetzt werden.

"Wir brauchen den Dialog mit den Tuareg und einen Nationalen Ratschlag unter Einbeziehung aller relevanten gesellschaftlichen Kräfte, zur Sicherstellung eines breiten nationalen Konsenses im Sinne sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger Entwicklungschancen. Wir wollen den aktuellen Bruch der Kontinuität für die demokratische Erneuerung des Landes ohne die alten korrupten Eliten nutzen", sagte AME-Präsident Ousmane Diarra.

Mit finanzieller Unterstützung der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international organisiert die AME Nothilfe und psycho-sozialen Beistand für Binnenflüchtlinge aus dem umkämpften Norden, von denen viele in der Hauptstadt Bamako Zuflucht suchen.

Auch die Teams von "Ärzte der Welt" wollen trotz der schwierigeren Bedingungen fortfahren, die betroffene Bevölkerung medizinisch zu versorgen. Das internationale Netzwerk "Ärzte der Welt" betreibt seit Jahren in den Regionen Gao, Kidal, Mopti und Kayes ein Programm zur basismedizinischen Versorgung in 24 Gesundheitszentren und zwei Krankenhäusern.

In Kidal ist "Ärzte der Welt" eine der letzten Organisationen, die noch in der Region tätig ist. Dort berichten "Ärzte der Welt"- MitarbeiterInnen von einer sehr angespannten Lage: Ein großer Teil der Bevölkerung musste ins Hinterland flüchten. Auch die Teams von "Ärzte der Welt" stellten Fahnen und weit sichtbare Gegenstände auf die Dächer der Projektgebäude, um diese erkennbar zu machen und somit vor eventuellen Luftangriffen zu schützen.

"Seit nunmehr einem Jahr treffen eine Ernährungskrise und der Zusammenbruch des regulären Gesundheitssystems die Menschen im Norden Malis besonders hart. Die derzeitige Eskalation des Konflikts führt zu Massenbewegungen und verschlimmert die ohnehin angespannte Situation in der Region. Über die Versorgung von Kriegsverletzten werden wir auch versuchen, die basismedizinische Versorgung der Menschen vor Ort zu  gewährleisten – insbesondere bei unterernährten Kindern und Schwangeren", so Olivier Vandecasteele, Projektreferent für Mali bei der Delegation von "Ärzte der Welt" in Belgien.

www.care.de
www.welthungerhilfe.de
www.medico.de
www.aerztederwelt.org


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