gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die geplante deutsche Beteiligung an einer Ausbildungsmission für Malis Armee kritisiert. "Diese Mission wird nicht zur Stabilisierung Nord-Malis beitragen, sondern ist reine Geldverschwendung", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Besser würde man das Geld für die Förderung von Entwicklung in dem verarmten Land verwenden, als eine in sich verfeindete Armee zu stärken."

Die Armee Malis schütze nicht die Bevölkerung, sondern müsse vor sich selbst geschützt werden, sagte Delius. Ohne eine umfassende Reform der Streitkräfte Malis sei jeder Euro für diese Armee vergebens. Das Bundeskabinett will am Dienstag über die deutsche Beteiligung an der EU-Ausbildungsmission entscheiden.

Die GfbV hält eine umfassende Armeereform in Mali für notwendig. Doch diese sei nicht in Sicht. Zwar sei am Mittwoch letzter Woche Hauptmann Amadou Sanogo mit dem Vorsitz eines Komitees zur Armeereform betraut worden. Wie schlecht es jedoch um den Reformwillen der Streitkräfte bestellt sei, werde schon daran deutlich, dass das viel besagte Komitee bereits vor sieben Monaten beschlossen wurde und man trotz des katastrophalen Zustands der Armee seither untätig geblieben sei.

"Auch hat man mit Hauptmann Sanogo den Bock zum Gärtner gemacht", warnte Delius. "Denn Sanogo hat mit seinem Militärputsch am 22. März 2012 den schnellen Vormarsch von Tuareg-Rebellen und Islamisten erst ermöglicht. Der Hauptmann steht nicht für eine Erneuerung der Armee, sondern ist nicht nur unter Soldaten eine sehr umstrittene Persönlichkeit."

Auf Druck der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS sei Sanogo nun mit diesem Amt betraut worden, um sicherzustellen, dass er nicht länger Unruhe in der Armee verbreiten kann, berichtete die GfbV. "Für die lange überfällige Armeereform bedeutet diese Ernennung nichts Gutes", sagte Delius. Denn Sanogo gehöre vor Gericht, da seine Gefolgsleute nach dem Putsch missliebige Soldaten gefoltert hätten.

Wer Nord-Mali stabilisieren wolle, müsse auch an einer politischen Lösung der dort bestehenden Konflikte arbeiten. "Malis Politiker zeigen aber auch fünf Wochen nach Beginn der französischen Militärintervention wenig Bereitschaft, den Dialog mit Tuareg zu führen", erklärte Delius. Im Gegenteil, Frankreichs Drängen nach politischen Gesprächen mit den Tuareg empfinde man als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Malis. Ohne mehr Einsicht bei Malis Politikern, dass nur gemeinsam mit den Tuareg eine dauerhafte Stabilisierung Nord-Malis gelingen kann, seien alle Unterstützungsbemühungen Europas wenig Erfolg versprechend.

"Dass afrikanischen Staaten geholfen wird, sich selbst zu helfen, klingt überzeugend. Dies setzt aber eine Armee voraus, die in sich geschlossen auftritt und die bedeutendsten Staatsorgane unterstützt", sagte Delius. "Die Armee Malis erfüllt nicht diese Bedingungen. Europa sollte sich nicht selbst täuschen, sondern in aller Offenheit über die enormen Herausforderungen sprechen, die eine langfristige Stabilisierung Nord-Malis mit sich bringt."

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