Siegen. - Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter haben während des "Arabischen Frühlings" eine wichtige Rolle gespielt und werden auch im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern immer wichtiger. Wissenschaftler der Universität Siegen haben jetzt in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Institut für Sozio-Informatik (Bonn) und der palästinensischen Universität Bir Zait untersucht, wie soziale Medien durch politische Aktivisten im Westjordanland genutzt werden.

Die Wissenschaftler untersuchten, wie die Bewohner des palästinensischen Dorfes Al Ma’sara nahe Bethlehem gegen die israelische Besatzungspolitik und den Mauerbau protestieren. Über einen Zeitraum von 28 Monaten beobachteten und verglichen die Wissenschaftler intensiv die Nutzung der Internet- Kommunikation. Mit Hilfe von E-Mails, Blogs und Facebook koordinieren die Aktivisten demnach den Widerstand, dessen Kern seit 2006 eine wöchentliche Demonstration ist.

IT und digitale Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung und Dokumentation der Demonstrationen. So werden die Demonstrationen regelmäßig von israelischen Militäreinheiten gestoppt, Videos finden sich bei Youtube, Fotos in diversen Facebook-Gruppen. Vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Nutzer digitaler Medien stetig steigt, hat sich der Konflikt neben der politischen Auseinandersetzung auch zu einer medialen entwickelt. Große Teile der Infrastruktur wie die Frequenzen für TV, Radio, Funknetz, Internetzugang und die Geschwindigkeit der Internetverbindung unterliegen der Kontrolle Israels.

Die Wissenschaftler konnten untersuchen, wie sich die Nutzung digitaler Medien und sozialer Netzwerke parallel zu deren Veränderungen wandelte und sich der Protest der Aktivisten in Al Ma’sara zunehmend der immer neuen technologischen Möglichkeiten bediente. Soziale Medien und Netzwerke werden vielfältig genutzt: um für die Teilnahme an der Demonstration zu werben, aber auch um Kontakt mit israelischen und ausländischen Friedensaktivisten und Unterstützern zu halten sowie Informationen für die Öffentlichkeit bereitzustellen.

Mit E-Mail-Listen und Blogs informieren die Aktivisten über den Widerstand. Während die Facebook-Einträge auf Arabisch eher informierenden und analytischen Charakter haben, so die Wissenschaftler, enthalten die Einträge auf Englisch eine mehr ideologische Färbung. Dabei sind die Aktivisten in mehreren Gruppen vernetzt und trennen bei der Nutzung von Diensten wie Facebook oft kaum und teilweise ganz bewusst gar nicht zwischen privaten und politischen Inhalten.

Während der Untersuchung beobachteten die Wissenschaftler vor Ort, interviewten mehrere Beteiligte und analysierten parallel deren Aktivitäten im Internet. Diese Verbindung der Aktivitäten einzelner Personen auf beiden Ebenen – vor Ort wie auch im Internet – stellt eine Besonderheit der Studie dar und ermöglicht eine neue Sicht auf die Rolle sozialer Medien im Kontext des Nahostkonflikts.

www.uni-siegen.de

 


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