syrienBerlin. - Angesichts des zunehmenden Leids der Zivilbevölkerung drängen Hilfsorganisationen auf eine friedliche Lösung des Konflikts in Syrien. Statt den Konflikt mit Waffenlieferungen weiter zu schüren, solle die Humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge ausgeweitet werden, forderten die NGOs anlässlich des Weltflüchtlingstages.

"Die Ausweitung der Hilfen ist dringend notwendig", sagt Oliver Müller, Leiter von Caritas international, "denn die Situation für die syrischen Flüchtlinge innerhalb des Landes und in den Nachbarstaaten wird immer auswegloser." Weit über vier Millionen Menschen seien als Binnenflüchtlinge in andere Landesteile geflohen, vermutlich mehr als zwei Millionen syrische Flüchtlinge hätten insgesamt im Libanon, in Jordanien, der Türkei, im Irak und anderen Staaten Zuflucht gesucht.

Besonders unter der Flucht leiden Kinder und Jugendliche. "Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie die Zukunft einer ganzen Generation verspielt wird", betonte Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. 

Die beiden kirchlichen Hilfswerke befürchten, dass die Humanitäre Hilfe fruchtlos bleibt, wenn keine friedliche Lösung des Konfliktsgefunden wird.

"Waffen sind keine Lösung", betonte Müller, "wenn der Westen wie angekündigt die Rebellen und parallel Russland das syrische Regime mit Waffen beliefern, droht der Konflikt sich sogar noch auszuweiten. Dies gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Wir benötigen dringend eine ernsthafte Friedensinitiative, damit das Leid der Menschen bald ein Ende hat!"



Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, versorgt syrische Flüchtlinge in sieben Zentren in Jordanien, in zahlreichen dezentralen Einrichtungen im Libanon sowie in der Türkei, in Armenien und in Syrien selbst. Mit ihrer Humanitären Hilfe erreicht Caritas international insgesamt mehr als 100.000 Menschen.

Die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt seit Beginn des Konfliktes die Flüchtlinge in den Nachbarstaaten. Gemeinsam mit lokalen Partnern und Mitgliedern der ACT Alliance arbeitet das Hilfswerk in der Türkei, Irak, Libanon und Jordanien. Insgesamt konnten bisher über 90.000 Flüchtlinge erreicht werden.

"Wenn weiterhin täglich so viele Menschen aus Syrien fliehen wie in den letzten Wochen, dann wird in zwei Monaten die Marke von zwei Millionen Flüchtlingen überschritten", warnt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär der Hilfsorganisation CARE Deutschland-Luxemburg. Es sei die "komplexeste humanitäre Krise unserer Zeit".

77 Prozent der Flüchtlinge sind nicht in Lagern untergekommen, sondern im städtischen Raum und dabei häufig auf sich alleine gestellt. Zentel sprach kürzlich in der jordanischen Hauptstadt Amman mit einigen dieser Familien: "Die Flüchtlinge leben häufig zu zehn, fünfzehn Personen in einem Raum. Die Mietpreise steigen, es gibt kaum Arbeit. Sie können sich weder Medizin noch Schulmaterial für ihre Kinder leisten."

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF wies auf die enormen Belastungen hin, denen syrische Kinder und Frauen auf der Flucht ausgesetzt sind. Einer neuen Untersuchung von UNICEF Jordanien ("Shattered Lives") zufolge seien die Probleme sowohl im Za'atari-Flüchtlingscamp als auch in den jordanischen Gastgemeinden groß. Mehr als 1,6 Millionen Syrer sind bereits in die Nachbarländer geflohen, davon rund 475.000 allein nach Jordanien. 53 Prozent von ihnen Kinder und Jugendliche unter 18.

Die Kinderhilfsorganisation World Vision arbeitet gemeinsam mit der UNO an der Errichtung eines neuen Flüchtlingscamps in der Nähe der jordanischen Stadt Azraq. Ende Juni werden dort die ersten 2000 syrischen Flüchtlingsfamilien erwartet. Das Azraq Flüchtlingscamp bietet Platz für mehr als 130.000 Flüchtlinge. 

"Es ist als würden wir am Ende der Welt 3.000 Bäder bauen", sagte Rajesh Paupuleti, Sanitär- und Wasserexperte bei World Vision. Angesichts des gewaltigen Flüchtlingsstroms syrischer Flüchtlinge sei der Aufbau des neuen Camps ein Wettlauf gegen die Zeit. "Wir müssen 12 Kilometer Rohrleitungen verlegen", so Paupuleti, "diese Leitungen werden jede Woche Wassermengen in der Größenordnung von mehr als zwei olympische Schwimmbecken für mehr als 31.000 syrische Flüchtlinge liefern, die bereits in zwei Wochen erwartet werden." Das entspricht etwa 30 Liter pro Person und Tag für persönliche Hygiene, Trinken und Wäschewaschen.

Handicap International wies auf den alarmierenden Mangel an Ressourcen hin, die für eine angemessene Unterstützung der Flüchtlinge notwendig wären. Auch die Auswirkungen auf die Gastländer seien besorgniserregend. Die Geberländer und die Vereinten Nationen müssten deshalb dringend die erforderlichen Mittel und Koordination zur Verfügung stellen.

Handicap unterstützt seit Sommer 2012 in Jordanien und im Libanon und seit Anfang 2013 auch innerhalb Syriens syrische Flüchtlinge durch medizinische Hilfe, Betreuung der schutzbedürftigsten Menschen und Aufklärung über die Risiken explosiver Kriegsreste.

Foto: © UNHCR


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