gfbvGöttingen. - Der Westen des Sudan versinkt in immer mehr Gewalt. Angriffe der sudanesischen Armee auf die Zivilbevölkerung und Kömpfe zwischen Milizen verschiedener Ethnien stürzten die Unruheprovinz Darfur ins Chaos, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. Sie fordert einen besseren Schutz der Zivilisten in der umkämpften Konfliktregion.

"Luftangriffe, Vergewaltigungen, chronische Unterversorgung der Flüchtlinge, Ausweisung ausländischer Helfer, Stopp von Patrouillen von UNAMID-Blauhelmsoldaten und interethnische Kämpfe machen den 1,7 Millionen Kriegsflüchtlingen in Darfur das Leben zur Hölle", berichtete GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Dringend muss sich die internationale Gemeinschaft für ein Ende der Luftangriffe der sudanesischen Armee auf Zivilisten sowie für eine bessere Versorgung der Flüchtlinge einsetzen. Außerdem müssen lokale Friedensprozesse stärker gefördert werden, um Kämpfe zwischen rivalisierenden ethnischen Gruppen einzudämmen."

Allein in den vergangenen vier Tagen wurden mehr als 300 Angehörige der arabischen Bevölkerungsgruppen der Rizeigat und Maalia getötet. Die in Ost-Darfur traditionell als Nomaden lebenden Gruppen streiten um Weidegrund und Vieh. Als Janjaweed-Kämpfer waren sie maßgeblich am Völkermord an mindestens 400.000 schwarzafrikanischen Darfuris seit dem Jahr 2003 beteiligt. Heute kämpfen sie um die Verteilung ihrer "Beute" und werfen sich gegenseitig "ethnische Säuberungen" bei den Auseinandersetzungen um die Kontrolle von Land und Vieh vor.

"Gewalt und Rechtlosigkeit eskalieren immer mehr", warnte Delius. "Darfurs ethnische Milizen, die von der sudanesischen Armee für den Genozid bewaffnet wurden, bilden heute einen Staat im Staate, der immer weniger zu kontrollieren ist." So versuchten aufgebrachte Maalia am Montag sogar den Gouverneur von Ost-Darfur, Abdel Hamid Musa Kasha, zu töten, weil der Sudan unfähig sei, ihre Sicherheit zu garantieren.

Neben den schweren Auseinandersetzungen zwischen arabischen oder arabisierten Bevölkerungsgruppen verbreite die sudanesische Regierung mit willkürlichen Luftangriffen auf die Zivilbevölkerung im Jebel Marra-Gebirge Angst und Schrecken, so die GfbV. Am Sonntag seien bei der Bombardierung des Dorfes Suri neun Zivilisten gestorben, unter ihnen zwei sieben Jahre alte Zwillinge. Mehr als 17.000 Menschen seien vor Luftangriffen aus dem Gebirgsmassiv geflohen.

Die katastrophale Unterversorgung der Flüchtlingslager, schwere Schäden durch sintflutartige Regenfälle und die Behinderung von internationalen Helfern durch die sudanesischen Behörden erschweren das Überleben der Zivilbevölkerung. "Es ist ein Skandal, dass der Sudan 20 von 37 ausländischen Mitarbeitern der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR in Nord-Darfur im August 2013 eine neue Arbeitserlaubnis verweigert und sie de facto ausgewiesen hat, obwohl sich die Zahl der Flüchtlinge in Darfur seit Jahresbeginn um mehr als 300.000 Menschen erhöht hat", kritisierte Delius.

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