kind unicef asselin 150Köln. - Weltweit erleben heute mehr Kinder ihren fünften Geburtstag als jemals zuvor. Wie das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) am Freitag berichtete, konnte die Zahl der Todesfälle bei Babys und Kleinkindern seit 1990 von mehr als zwölf Millionen auf rund 6,6 Millionen fast halbiert werden. Dennoch stirbt noch immer alle fünf Sekunden irgenwo auf der Welt ein kleines Kind.

Auch in sehr armen Ländern wie Äthiopien und Bangladesch ist es UNICEF zufolge durch Impfkampagnen und den Einsatz von Gesundheitshelfern in den ärmsten Gemeinden gelungen, die Überlebenschancen der Kinder deutlich zu verbessern. Das Ziel der Weltgemeinschaft, bis Ende 2015 die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu senken (UN-Millenniumsziel vier), werde aber "aller Voraussicht nach klar verfehlt". Dies ist Ergebnis der neuesten Schätzungen zur Kindersterblichkeit, die UNICEF zusammen mit anderen Organisationen weltweit veröffentlicht hat.
 
"Immer noch stirbt alle fünf Sekunden ein kleines Kind. In den meisten Fällen könnten wir diese Tragödie verhindern", erklärte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. "Mit einfachen und kostengünstigen Mitteln wie Impfschutz, Antibiotika, Moskitonetzen und einer besseren Betreuung von Müttern und Kindern während und nach der Geburt könnten Millionen Kinder gerettet werden."
 
Zwar sei in allen Regionen der Welt die Kindersterblichkeitsrate seit 1990 deutlich gesunken. Der Ort, an dem ein Kind geboren wird, sei aber weiter entscheidend für seine Überlebens-Chancen: Nach wie vor würden vier von fünf Kindern, die vor ihrem fünften Geburtstag sterben, in Südasien oder dem südlichen Afrika geboren.

Die Hälfte aller Todesfälle bei Kleinkindern ereignen sich in nur fünf Ländern: Indien, Nigeria, Pakistan, Demokratische Republik Kongo und China. Statistisch ist die Gefahr für Kinder in Sierra Leone am höchsten: 182 von 1.000 Kindern sterben dort jung – etwa jedes sechste Kind. Zum Vergleich: In Deutschland sind es vier von 1.000 Kindern.
 
Die häufigsten Todesursachen sind weiterhin Lungenentzündung (17 Prozent), Komplikationen infolge einer Frühgeburt (15 Prozent), Komplikationen während der Geburt (10 Prozent), Durchfallerkrankungen (9 Prozent) und Malaria (7 Prozent). Für fast der Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter fünf ist Mangelernährung verantwortlich. Für rund eine Million Babys jährlich ist der Tag ihrer Geburt zugleich der letzte Tag ihres Lebens.
 
Die Analyse gebe auch Anlass zu Optimismus, so UNICEF: "Zahlreiche Länder haben schon jetzt das UN-Millenniumsziel zur Senkung der Kindersterblichkeit erreicht. Brasilien konnte die Rate zwischen 1990 und 2012 sogar um 77 Prozent senken und China um 74 Prozent. Besonders beindruckend ist, dass auch sieben der ärmsten Länder erfolgreich im Kampf für das Überleben von Kindern sind und die Sterblichkeitsrate um 60 Prozent oder mehr gesenkt haben: Äthiopien, Bangladesch, Liberia, Malawi, Nepal, Osttimor und Tansania."
 
Es gibt nach Angaben des Kinderhilfswerks keine einfache Lösung, um das Überleben von Kindern zu sichern. Die größten Fortschritte gibt es in Ländern, deren Regierung gezielt in die Gesundheitsversorgung der ärmsten Familien, in sauberes Trinkwasser sowie in Bildung und Strategien gegen Armut investiert.
 
In Bangladesch haben beispielsweise massive Impfkampagnen und die breite Anwendung von Zucker-Salz-Lösung bei Durchfall wesentlich zur Reduzierung der Kindersterblichkeitsrate um 72 Prozent beigetragen. Außerdem kümmern sich Gesundheitshelfer, die von Dorf zu Dorf gehen, besonders um Kinder in den ärmsten Familien und in abgelegenen Gegenden. Programme für bessere Trinkwasserversorgung, Bildung von Frauen, Gesundheitsversorgung von Müttern und zur Reduzierung von Armut haben ebenfalls zum Fortschritt beigetragen.
 
Äthiopien konnte die Kindersterblichkeitsrate um 67 Prozent senken. Im Rahmen eines 2004 gestarteten Programms werden heute 38.000 Frauen von der Regierung bezahlt, um als Gesundheitshelferinnen schwangere Frauen, kleine Kinder und Mütter in abgelegenen Gebieten zu untersuchen und zu beraten. Fälle von akuter Mangelernährung, schwerem Durchfall, Malaria oder Lungenentzündung können so rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Foto: Trotz Fortschritten im Kampf gegen die Kindersterblichkeit überleben immer noch rund 6,6 Millionen Kinder nicht ihren fünften Geburtstag. © UNICEF/Asselin.
www.unicef.de

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