syrien 100Berlin. - In Bürgerkrieg in Syrien werden nach Berichten von Gesundheits-Organisationen in jüngster Zeit medizinische Einrichtungen und deren Personal gezielt angegriffen. Deshalb drohen nach Ansicht angesehener Mediziner aus 25 Ländern und fünf Kontinenten Teile Syriens komplett von jeglicher medizinischer Hilfe abgeschnitten zu werden.

In einem offenen Brief, der am Montag vor der am Dienstag anstehenden Generalversammlung der Vereinten Nationen in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, warnen 55 Unterzeichner, dass die medizinische Infrastruktur des Landes vor dem Zusammenbruch stehe. Unter den Unterzeichnenden sind auch drei Nobelpreisträger (u.a. der deutsche Nobelpreisträger Harald zur Hausen) und Ärzte, die vor Ort in Syrien gearbeitet haben. Sie appellieren an die syrische Regierung und die bewaffnete Opposition, ungerechtfertigte Beschränkungen für humanitäre Hilfe in dem Land aufzuheben.
 
Der Brief ist ein außergewöhnliches Zeichen der Einigkeit von Medizinern aus 25 so unterschiedlichen Ländern wie Russland, China, Brasilien, den USA und Deutschland, während die Politiker noch um eine gemeinsame Haltung ringen. Die Medizinerinnen und Mediziner fordern den sofortigen und uneingeschränkten Zugang für medizinische Versorgung in dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Land.
 
Monika Hauser, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von medica mondiale, sagte: "Syrien zählt derzeit sicherlich zu den gefährlichsten Orten weltweit, um als Ärztin oder Arzt zu arbeiten. Es gibt keinen vertretbaren Grund, Ärztinnen und Ärzten den vollständigen und ungehinderten Zugang zur syrischen Zivilbevölkerung zu verweigern. Die medizinische Versorgung muss gewährleistet werden. Es ist dringend geboten, dass alle beteiligten Parteien das humanitäre Völkerrecht achten und weiteres Leid von der syrischen Zivilbevölkerung abgewendet wird."

Laut dem offenen Brief wurden 37 Prozent der Krankenhäuser in Syrien zerstört und weitere 25% schwer beschädigt. In Aleppo kommt ein Arzt auf 69.444 Menschen und im größten Krankenhaus Syriens wird alle 32 Sekunden ein Notfallpatient eingeliefert[.
 
Die Ärzte berichten von Patienten mit schrecklichen Verletzungen, die nicht behandelt werden, und anderen mit chronischen Erkrankungen bis hin zu Krebs, die sich an niemanden wenden können, und schließen sich der Prognose der WHO an, dass ein Ausbruch von Seuchen unvermeidlich sei. Sie verurteilen Angriffe auf Ärzte und Krankenhäuser als "gewissenlosen Verrat des Grundsatzes der medizinischen Unparteilichkeit und des humanitären Völkerrechts".
 
In den letzten Monaten, so die Mediziner, habe die syrische Regierung die medizinischen Hilfslieferungen in die von der Opposition kontrollierten Gebiete immer mehr eingeschränkt, indem sie Genehmigungen verweigert habe, medizinische Güter aus Hilfskonvoys entfernt habe und verlange, in jedem Einzelfall über die Lieferung von chirurgischen Instrumenten zu verhandeln.
 
Die ehemalige Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation und stellvertretende Vorsitzende der Elders, Gro Harlem Brundtland, sagte: "Ich bin sehr besorgt wegen der gezielten und systematischen Angriffe auf medizinische Einrichtungen und Hilfskräfte in Syrien. Die Regierung verweigert Helfern Visa für die Einreise in das Land. Bewaffnete Oppositionsgruppen blockieren Konvoys mit medizinischen Hilfsgütern. Das ist ein gewissenloser Verrat des Grundsatzes der medizinischen Unparteilichkeit."

Open letter: let us treat patients in Syria

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