namaika angelique 100Genf. - Schwester Angélique Namaika, eine kongolesische Nonne, die im abgelegenen Nordosten der Demokratischen Republik Kongo Vergewaltigungs- und Missbrauchsopfern geholfen hat, erhält den diesjährigen Nansen-Flüchtlingspreis. Das hat das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) am Dienstag in Genf bekannt gegeben.

Schwester Angélique Namaika habe mit ihrem Zentrum für Reintegration und Entwicklung "enorm dazu beigetragen, das Leben von mehr als 2.000 vertriebenen und missbrauchten Frauen und Mädchen zu verändern", so das UNHCR. Die meisten von ihnen seien Opfer der Rebellengruppe LRA (Lord's Resistance Army) sowie anderer Gruppierungen. Sie berichteten von Entführungen, Zwangsarbeit, Schlägen, Mord, Vergewaltigung und anderen Menschenrechtsverletzungen.

Dass die Nonne im Einzelgespräch auf die Frauen und Mädchen zugeht, hilft ihnen laut UNHCR, sich von Trauma und Zerstörung langsam zu erholen. Die Betroffenen müssen nicht nur die Erlebnisse des Missbrauchs verarbeiten, sie werden auch häufig von ihren eigenen Familien und Gemeinden verbannt.

"Es benötigt eine sehr spezielle Art der Betreuung zur Heilung derartiger Wunden und dass die Opfer ihr Leben wieder in den Griff bekommen können", berichtete das UNHCR. Schwester Angélique versuche ihnen dabei zu helfen, indem sie sie dabei unterstützt, ein Handwerk zu erlernen, ein kleines Geschäft zu eröffnen oder wieder zur Schule zu gehen. Aussagen der Betroffenen zeigten den bemerkenswerten Anteil, den die Schwester daran hatte, dass das Leben der Opfer wieder eine Wende nahm. Deshalb werde sie von vielen liebevoll "Mutter" genannt.

LRA-GEWALT FÜHRT ZU FLUCHT UND VERTREIBUNG

Zeitgleich zur Preisverkündung wurde ein Bericht über Vertreibungen infolge der Gewalt der LRA (PDF, 4,5 MB) veröffentlicht. Demnach sind seit 2008 allein in der Provinz Orientale im Nordosten der DR Kongo schätzungsweise 320.000 Menschen zur Flucht gezwungen worden.

Der Report, der von UNHCR und IDMC (Internal Displacement Monitoring Centre) verfasst wurde, zeigt auf, warum die Gewalt der LRA so schwerwiegende Traumata sowohl bei den Entführungsopfern als auch den hunderttausendenen Menschen, die eine Rückkehr nach Hause fürchten, erzeugt hat. Schwester Angélique selbst wurde 2009 aus der Stadt Dungu vertrieben. Diese Erfahrung ist Teil ihres Antriebs.

nansen-medaille unhcr 100UN-Flüchtlingskommissar António Guterres kommentierte die diesjährige Vergabe der Nansen-Medaille: "Schwester Angélique arbeitet unermüdsam, um Frauen und Mädchen zu helfen, die aufgrund von Trauma, Armut und Vertreibung extrem verletzlich sind. Die Herausforderungen sind extrem, was ihre Arbeit umso beeindruckender macht, scheint doch nichts, sie aufhalten zu können." Sie sei "eine humanitäre Heldin", betonte Guterres.

"Es ist schwer sich vorzustellen, wie sehr die von der LRA missbrauchten Frauen und Mädchen gelitten haben", sagte die neue Nansen-Preisträgerin. "Sie werden die Wunden ihr ganzes Leben mit sich herumtragen. Dieser Preis hat zur Folge, dass mehr vertriebene Menschen Hilfe für ein neues Leben bekommen können. Ich werde nie damit aufhören, alles dafür zu tun, ihnen Hoffnung und eine neue Chance zu vermitteln."

Schwester Angélique wird den Nansen-Flüchtlingspreis in Form einer Medaille bei einer Zeremonie in Genf am 30. September entgegen nehmen. Dabei werde der Bestseller-Autor Paulo Coelho eine programmatische Rede halten, teilte das UNHCR mit. Musikalische Auftritte sind von der britischen Singer-Songwriterin Dido, der malaysianischen Liedermacherin Yuna und den für den Grammy nominierten malischen Musikern Amadou und Mariam geplant. Nach der Zeremonie soll Schwester Angélique nach Rom reisen, wo sie am 2. Oktober im Vatikan von Papst Franziskus empfangen wird.

Foto © UNHCR/B. Sokol
http://www.unhcr.de

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