mali 80Göttingen. - Die Entführung und Ermordung zweier französischer Journalisten bedeutet einen schweren Rückschlag für den Friedensprozess im Norden Malis und für Frankreichs Regierung. Das hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen erklärt. Denn die Bluttat mache deutlich, dass Nord-Mali auch zehn Monate nach Beginn der französischen Militärintervention noch immer nicht sicher sei.

GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius sagte, auch unter den Augen französischer Militärs und von UN-Blauhelm-Soldaten könnten politisch motivierte Gewalttäter ungehindert morden. "Für Frankreichs Mali-Politik ist dies ein Debakel." Die Morde könnten auch die Spannungen zwischen Frankreich, den Tuareg und der Regierung Malis weiter schüren.

Am Samstag waren zwei Journalisten des staatlichen französischen Radiosenders "Radio France Internationale" in der Stadt Kidal entführt und kurz danach ermordet worden. Malis Staatspräsident Ibrahim Boubacar Keita hatte am 25. Oktober in Fernsehinterviews beklagt, die Lage in Kidal sei nicht länger hinnehmbar.

Malische Politiker fordern seit Monaten die volle Kontrolle über die lange umkämpfte Stadt, in der unter dem Schutz der französischen Armee Rebellen der Tuareg-Freiheitsbewegung MNLA herrschen. Malis Regierung verlangt die sofortige Entwaffnung der MNLA-Kämpfer, die sich seit Januar 2012 gegen die Armee Malis auflehnen. "Malis Politiker werden nach dieser Gewalttat noch entschiedener drängen, dass die Polizei und Armee des Landes in Kidal Ruhe und Ordnung garantieren."

Für Frankreich bedeute dies neue Probleme, so die GfbV. Denn Malis neuer Präsident Keita werde nun mit dem Verweis auf die angespannte Sicherheitslage noch entschlossener jede Autonomie der Tuareg-Regionen im Norden des Landes ablehnen. So rücke ein von Frankreich angestrebter Kompromiss zwischen Malis Regierung und den Tuareg in weite Ferne.

"Dies war vermutlich auch das Ziel der Gewalttäter, die die MNLA als glaubwürdigen Verhandlungspartner diskreditieren wollten", erklärte Delius. Denn die beiden Franzosen seien vor dem Haus des Kultur-Beauftragten der MNLA entführt worden, den die Journalisten gerade interviewt hatten. Deutlicher hätten die Gewalttäter nicht zeigen können, "wie wenig die MNLA die Lage in Kidal unter Kontrolle hat".

Die zunehmende Zahl von Angriffen von Islamisten und politisch motivierten Gewalttaten in Nord-Mali könnte auch die Rückkehr der vor dem Bürgerkrieg geflohenen Zivilisten weiter verzögern. Noch immer leben 169.700 Flüchtlinge aus Nord-Mali in den Nachbarländern und 311.000 Binnenflüchtlinge im Süden des Landes. "Solange es keine Sicherheit gibt, werden sie nicht in ihre Heimat zurückkehren", befürchtet die GfbV.

www.gfbv.de

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