philippinesManila. - Die Behörden auf den Philippinen befürchten mehr als 12.000 Todesopfer durch den Taifun Haiyan. Mitarbeiter des internationalen Kinderhilfswerks World Vision haben inzwischen von dem Supertaifun zerstörte Gegenden auf den Philippinen erreicht. Vor allem in der Region um die Stadt Tacloban und in der Stadt selbst seien die Schäden unvorstellbar groß, berichtete die Organisation. Auch Hilfsmaßnahmen anderer deutscher NGOs sind inzwischen angelaufen.

World-Vision-Mitarbeiterin Mai Zamaro erreichte mit ihrem Team die Ortschaft Omoc City, etwa 2 Stunden von der 200.000 Einwohner-Stadt Tacloban entfernt. "Es ist schon dunkel hier, der Strom ist ausgefallen. Aber im Licht unserer Scheinwerfer sehen wir überall zerstörte Häuser. In der Luft hängt der Geruch von Schlamm und Vernichtung", berichtete sie.

Auch in der Stadt selbst sind die Zerstörungen groß. Bewohner berichteten, dass fast 80 Prozent aller Gebäude zerstört oder stark beschädigt sind. In den Straßen lägen Tote, die Regenfälle hätten Erdrutsche verursacht. World-Vision-Mitarbeiter Gjeff Lamigo steht in Kontakt mit den Behörden in der Stadt: "Uns erreichen Berichte, dass die Zahl der Todesopfer hier ständig steigt. Wir rechnen mit bis zu 1.000 Toten allein in Tacloban."

Da viele abgelegene Gebiete erst langsam erreicht werden können, wird auch die landesweite Zahl weiter steigen, so die World-Vision-Mitarbeiter. Da viele Telefonleitungen unterbrochen sind und auch das Mobilfunknetz in manchen Gegenden ausgefallen ist, sei es derzeit schwierig, an verlässliche Informationen zu kommen.

Auch Mitarbeiter des Kinderhilfswerks selbst sind von den Folgen des Taifuns betroffen. Insgesamt arbeiten 600 Menschen für World Vision auf den Philippinen. 37 von ihnen haben ihre Häuser verloren, viele weitere haben keinen Kontakt mehr zu Verwandten in den Taifungebieten. Mitarbeiterin Grace Baloro: "Ich mache mir Sorgen um meine zwei Kinder, zu denen ich keinen Kontakt mehr habe." Und Erna Tupez, Mitarbeiterin in der Stadt Roxas: "Der Taifun hat unser Haus komplett zerstört. Wir leben jetzt bei Nachbarn. Mir bleibt nur, zu weinen."


World Vision ist seit 55 Jahren auf den Philippinen aktiv und unterstützt derzeit mehr als 34.000 Kinder in Projekten der langfristig angelegten Entwicklungszusammenarbeit.

Nothilfeexperten von Malteser International und vom philippinischen Malteserorden wollen am Montag in die vom Taifun am stärksten betroffenen Provinz Leyte und Hilfsmaßnahmen vorbereiten. "Der Zugang zum Katastrophengebiet ist äußerst schwierig, da der Flughafen in Tacloban zerstört ist, und daher alternative Wege gefunden werden müssen, um zu den Betroffenen zu gelangen", berichtete Länderreferentin Cordula Wasser von Malteser International. Nach Aussagen von Projektpartnern seien auch die Evakuierungszentren und Zeltlager der Erdbebenopfer auf der Nachbarinsel Bohol von "Haiyan" betroffen.

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Karte: © GMaps

Katastrophenhelfer der Caritas Philippinen und der Caritas USA haben aus Lagerbeständen 18.000 Zeltplanen und eine Million Wasserentkeimungstabletten auf den Weg in die besonders schwer betroffene Stadt Cebu gebracht. Weitere 18.000 Hilfsgüterpakete stehen zur Verteilung bereit. Caritas international stellt für die erste Nothilfe 100.000 Euro bereit. Damit die Hilfe ausgeweitet werden kann, ruft das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes dringend zu Spenden auf.

"Es muss jetzt vieles schnell auf einmal angepackt werden. Besonders dringend werden Trinkwasser, Lebensmittel und Zelte benötigt. Wir bitten deshalb die deutsche Bevölkerung, unsere Hilfe für die Opfer des Taifuns zu unterstützen", sagte Oliver Müller, Leiter von Caritas international.

Viele Transportwege sind noch immer unpassierbar. Aus vielen Regionen gibt es noch keine Informationen über das Ausmaß der Schäden und den Hilfebedarf. "Unsere große Sorge gilt den vielen Menschen der entlegenen Gebiete entlang der Pazifik-Küste", so Müller. Die Bewohner dieser Region seien erfahrungsgemäß besonders schlecht gegen Tropenstürme gewappnet. "Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor."

UNICEF Deutschland schätzt, "dass in den besonders betroffenen Gebieten rund 1,7 Millionen Kinder in Gefahr" sind. "Dies ist ein absolutes Disaster, das alle unsere Befürchtungen übersteigt", sagte Willibald Zeck, Leiter der Gesundheitsprogramme von UNICEF Philippinen. "Die Kinder sind jetzt besonders bedroht. Viele arme Kinder hatten schon vor der Katastrophe einen schlechten Gesundheits- und Ernährungszustand. Sie haben der extremen Situation wenig entgegen zu setzen."

"Mehr als 40 Prozent der gegenwärtig geschätzten vier Millionen Menschen, die von Haiyan direkt betroffen sind, sind Kinder unter 18 Jahre", sagte der Leiter von UNICEF Philippinen, Tomoo Hozumi. "UNICEF´s Priorität ist es jetzt, lebensrettende Maßnahmen zu unterstützen und Medikamente, Kindernahrung sowie sauberes Wasser in den Notstandsgebieten bereit zu stellen. Unsere Hauptaufgabe wird es sein, für den Schutz der ärmsten Kinder zu sorgen."

> http://de.wikipedia.org/wiki/Philippinen