gfbvGöttingen - Wenige Tage vor den Präsidentschafts-Wahlen in Algerien erschütterten schwere Unruhen die Region Mzab im Zentrum des nordafrikanischen Landes. Bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Berbern und Arabern seien an diesem Wochenende zwei Menschen gestorben und mehrere Dutzend verletzt worden, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Sonntag in Göttingen. 

Seit Dezember 2013 seien bei Auseinandersetzungen im Mzab mindestens sieben Menschen getötet, mehr als 400 Personen verletzt sowie hunderte Geschäfte, Firmen, Plantagen und Wohnhäuser zerstört worden. "Algeriens Regierung muss jetzt endlich handeln und darf die Ängste der Berber vor einer weiteren Marginalisierung durch arabische Neusiedler nicht länger ignorieren", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

Die blutigen Auseinandersetzungen im Mzab überschatten die letzten Vorbereitungen für die Präsidentschaftswahl, die am 17. April stattfindet. Zwar habe die algerische Regierung laut GfbV im März 2014 mehr als 10.000 Polizisten in die Region entsandt. Doch Berber würfen den Ordnungskräften vor, nicht neutral zu sein, sondern Partei für die arabische Bevölkerungsgruppe zu ergreifen.

Das landschaftlich und architektonisch bedeutende Oasen-Tal des Mzab, das rund 600 Kilometer südlich der Hauptstadt Algier liegt, ist seit 1982 UNESCO-Weltkulturerbe. Die Region, deren Zentrum die Stadt Ghardaia bildet, wird von rund 300.000 Berbern (Mozabiten) und etwa 100.000 Arabern bewohnt. Deren Zahl habe in den letzten Jahren sprunghaft zugenommen, berichtet die GfbV. Immer neue Dörfer und Stadtviertel würden von arabischen Neusiedlern aufgebaut, während sich zugleich die wirtschaftliche Lage des Mzab verschlechtere. Die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen hätten zugenommen: Berber würfen Arabern vor, die traditionelle Siedlungsstruktur des Mzab systematisch zu verändern. "Jugendbanden beider Seiten sind inzwischen schwer bewaffnet und liefern sich ständig neue Kämpfe", erklärte Delius. "Auch Salafisten mischten sich unter die jungen Araber und stifteten Jugendliche an, Gräber der muslimischen Mozabiten zu verwüsten." Zusätzlich geschürt würden die Spannungen durch die katastrophale Jugendarbeitslosigkeit.

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