sambia large scale farming fian herre150Berlin. - Zum "Tag der Landlosen" am Donnerstag (17. April) hat die Menschenrechts-Organisation FIAN auf die problematische Rolle der deutschen "Entwicklungshilfe" bei der Acquirierung von Ackerland in Sambia hingewiesen. Auch private Investoren aus Deutschland spielen in dem südafrikanischen Land offenbar eine zentrale Rolle bei der Expansion von Megafarmen.

Laut einer aktuellen Studie von FIAN finanziert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die zwei größten Agribusiness-Unternehmen in Sambia. Beide hätten sich in den letzten Jahren riesige Agrarflächen angeeignet, berichtet die Organisation. So habe die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) dem größten Agrarkonzern in Sambia, Zambeef, einen Kredit über 25 Millionen US-Dollar genehmigt, damit dieser weiter expandieren kann. Zambeef halte aktuell mehr als 100.000 Hektar Ackerland. Das Entwicklungsministerium (BMZ) selbst habe über einen in Luxemburg aufgelegten Fonds einen Finanzinvestor aus Mauritius mit über sieben Millionen Euro (10 Mio. US Dollar) finanziell gefördert, der seinen Landbesitz in Sambia auf über 16.000 Hektar ausgeweitet habe.

Landwirtschaft bildet für 85 Prozent der Bevölkerung in Sambia die Existenzgrundlage. Dabei besitzt das ärmste Viertel der Haushalte IAN zufolge durchschnittlich nur 0,6 Hektar Land, kaum genug um eine Familie zu ernähren. Die rasante Expansion des Agribusiness verschärfe Landkonflikte insbesondere in Gebieten mit fruchtbaren Böden, gutem Zugang zu Wasser und funktionierender Verkehrsanbindung. "Die Förderpolitik des BMZ ist politisch und menschenrechtlich falsch", so Roman Herre, Autor der Studie und Agrarreferent bei FIAN. "Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit fördert in Sambia die Konzentration von Land in den Händen weniger Konzerne und verschärft die existierende Diskriminierung der Kleinbauern beim Zugang zu produktiven Ressourcen."

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Foto: Large scale farming in Sambia. © FIAN Deutschland/Roman Herre


Auch private Investoren aus Deutschland spielen in Sambia offenbar eine bedeutende Rolle. Die Berliner Firma Amatheon Agri, hinter der der Finanzinvestor Sapinda stehe, habe mehr als 30.000 Hektar Ackerland aufgekauft. Zudem habe vor Kurzem der zweitgrößte Zuckerkonzern Europas, Nordzucker, angekündigt, groß in das Zuckerrohrgeschäft in Sambia einsteigen zu wollen. Um eine dort geplante Fabrik mit ausreichend Zuckerrohr zu beliefern, würden riesige Zuckerrohrplantagen benötigt.

Sechs Millionen Menschen in Sambia, so FIAN, leiden an Hunger, 1,6 Millionen mehr als noch im Jahr 2000. Ihr Zugang zu Nahrung werde durch die Investitionen ins Agrobusiness nicht verbessert, da diese vor allem für den Export oder die städtische Mittelschicht produzierten. "Die Bundesregierung verkauft die politische und finanzielle Förderung von Agribusiness-Konzernen als Entwicklungszusammenarbeit. Mit dem deklarierten Ziel der Armutsbekämpfung und der Förderung der Menschenrechte hat dies nichts zu tun. Vielmehr verschärfen sich dadurch soziale Ausgrenzung und Hunger", so Herre.

Der Tag der Landlosen erinnert an den 17. April 1996, als rund 1.500 Menschen in Eldorado dos Carajas im Norden Brasiliens im Kampf um Landrechte eine Landstraße blockierten. 150 Polizisten umzingelten die Demonstranten und feuerten wahllos in die Menge. 19 Aktivisten der Landlosenbewegung MST (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) starben. Bis heute wurde kein Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen. Mitglieder von La Via Campesina in Mexiko, wo am selben Tag eine internationale Konferenz abgehalten wurde, antworteten spontan mit einem Marsch auf die brasilianische Botschaft und riefen den 17. April zum internationalen Tag des Widerstands gegen die Unterdrückung der ländlichen Bevölkerung aus.

> Studie "Agribusiness-Expansion, Land Grabbing und die Rolle europäischer privater und öffentlicher Gelder in Sambia" (PDF)

Die Studie kann kostenlos bestellt werden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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