misereorAachen. - Anlässlich des Tages der Erneuerbaren Energien am Samstag (28. April) hat MISEREOR mit einer neuen Studie auf den steigenden Bedarf an metallischen Rohstoffen für die Wind- und Solarenergie aufmerksam gemacht. "Unternehmen und Politik müssen verhindern, dass beim Abbau dieser Rohstoffe in Lateinamerika, Afrika und Asien die Menschenrechte verletzt und Umwelt zerstört wird", forderte Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von MISEREOR. "Gleichzeitig sind wir dringend aufgefordert, unseren hohen Verbrauch an Energie und Rostoffen zu senken."

Wind, Sonne und Wasser sind nach Ansicht von MISEREOR definitiv die besseren Alternativen zu der für das Klima höchst schädlichen Verbrennung von Kohle. Zudem werde Import-Steinkohle, von der zum Beispiel im Kohlekraftwerk Moorburg circa 10.000 Tonnen täglich verbrannt werden, oft unter menschenrechtlich bedenklichen Umständen gefördert. Gleichwohl würden auch für die Herstellung von Windrädern und Photovoltaikanlagen hohe Mengen an Eisenerz aus Brasilien, Kupfer aus Peru und Chile, Silber aus Mexiko und Argentinien, Bauxit aus Guinea sowie seltene Erden aus China benötigt.

Wie die MISEREOR-Studie zeigt, kommt es auch beim Abbau dieser Rohstoffe häufig zu schweren Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden: "Durch die Verschmutzung von Luft, Wasser und Böden werden Anwohnerinnen und Anwohnern die Lebensgrundlagen entzogen. Bei Entscheidungen über Bergbauprojekte werden Mitbestimmungsrechte indigener und bäuerlicher Gemeinschaften verletzt. Umweltschützer und Menschenrechtsverteidiger werden oft kriminalisiert, verfolgt und manchmal ermordet", beklagte Pirmin Spiegel.

Im Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte hat die Bundesregierung deutsche Unternehmen aufgefordert, auch in ihren Lieferketten für die Achtung der Menschenrechte Sorge zu tragen. MISEREOR setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Bundesregierung und deutsche Unternehmen dies bei Steinkohleimporten umsetzen. "Unsere Studie zeigt, dass es auch bei den Herstellern der Windkraft- und Photovoltaikanlagen, deren Zuliefererbetrieben und den Stromanbietern noch größerer Anstrengungen bedarf", fasste Pirmin Spiegel die Ergebnisse einer Befragung der Unternehmen im Rahmen der Studie zusammen. "Damit erneuerbare Energien auch wirklich 'sauberen' Strom liefern, muss auch die Rohstoffbeschaffung frei von Menschenrechtsverletzungen sein."

"Die notwendige Energiewende muss mehr umfassen als den Austausch der Energiequellen", forderte Spiegel. Mit Energieeinsparung und Effizienz, einer fairen Beschaffung der Brennstoffe sowie den notwendigen Anlagen zur Energiegewinnung selbst könne die Energiewende einen echten Beitrag zu mehr globaler Gerechtigkeit und Klimaschutz leisten. 

"In allen Sektoren, angefangen bei der Automobil- und Elektroindustrie, aber auch im Energiesektor müssen wir uns von der Wachstumslogik verabschieden und den Rohstoffverbrauch drastisch senken, um unsere Schöpfung auch für künftige Generationen zu bewahren und ein gutes Leben für alle zu ermöglichen. Neben Politik und Unternehmen sind wir dazu auch als Gesellschaft und einzelne Menschen gefordert, unsere Vorstellungen von Wohlstand, Konsum und einem guten Leben grundlegend zu überdenken."

MISEREOR forderte die Bundesregierung zudem dazu auf, einen präzisen Fahrplan für den Kohleausstieg und einen rascheren Ausbau der erneuerbaren Energien zu erarbeiten und konsequent umzusetzen.

Eurosolar erklärte dazu, aus der Studie selbst gehe hervor, dass der Anteil an der globalen Rohstoffproduktion etwa für den Bau von Windkraftanlagen und von Solarstromanlagen bei den meisten Rohstoffen unter einem Prozent und bei keinem Rohstoff über drei Prozent liege. Mit Verweis auf die zu erwartende und von Misereor selbst befürwortete Beschleunigung der Energiewende würden diese Anteile bis 2035 auf etwa drei Prozent ansteigen. Damit werde deutlich, dass die Produzenten von Anlagen zur Ernte von Erneuerbaren Energien auch zukünftig kaum eine Rolle bei der Gestaltung von Lieferketten spielten. Sie könnten sich nur der vorhandenen Lieferanten bedienen. Die Frage der Menschenrechte und die Verantwortung für die Produktionsbedingungen sei eine Frage der politischen Regulation und könne offensichtlich nicht auf die Verantwortung einzelner mittelständischer Unternehmen reduziert werden.

Quelle: www.misereor.de 


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