Berlin. - Offenbar unbeeindruckt von Tod, Flucht und Vertreibung in aktuellen Kriegsgebieten, haben deutsche Banken und Investoren in den vergangenen drei Jahren hohe Geldsummen in Rüstungskonzerne gepumpt, die den Nahen und Mittleren Osten massiv aufrüsten und insbesondere den Krieg im Jemen befeuern. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Dirty Profits - Unser Geld für Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebiete" der Menschenrechtsorganisationen Facing Finance und urgewald.

Zehn von 17 untersuchten deutschen Banken sowie alle vier untersuchten deutschen Vermögensverwalter seien an Rüstungsexporteuren beteiligt, die Länder beliefern, die gegen den Jemen Krieg führen, erklärten die NGOs.

Die untersuchten Banken unterstützten die Rüstungsfirmen im Zeitraum 2015 - 2017 mit über neun Milliarden Euro in Form von Krediten und ausgegebenen Anleihen, heißt es in der Studie. Zu den größten Finanziers zählten demnach die UniCredit Group/HypoVereinsbank und die Deutsche Bank mit Finanzbeziehungen zu sieben bzw. acht der zehn untersuchten Firmen, gefolgt von der Commerzbank und der BayernLB mit je fünf Rüstungskunden. 

Zu den geförderten Unternehmen zählten laut der Studie der NGOs ThyssenKrupp mit U-Boot-Lieferungen nach Ägypten oder der deutsche Rüstungs-"Exportweltmeister" Rheinmetall mit Exporten an gleich fünf der Staaten, die Krieg im Jemen führen, z.B. Kuwait oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Auch die US-Unternehmen Lockheed Martin, Boeing und Raytheon, die zu den Hauptlieferanten der Golf-Allianz gehörten, hätten Gelder von deutschen Finanzhäusern erhalten. Darunter sei ein 750-Millionen-Euro-Kredit der Unicredit Group, zu der die HypoVereinsbank zählt, für Lockheed Martin. Dieses Unternehmen liefere seine Rüstungsgüter gleich an sieben der acht Mitglieder der Golf-Allianz.

"Gerade konventionelle deutsche Banken haben offensichtlich seit Jahren und trotz der bekannten katastrophalen humanitären Lage im Jemen kein Problem damit, Rüstungsfirmen zu finanzieren, die den dortigen Krieg kontinuierlich mit Waffenlieferungen befeuern", kritisierte Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand von Facing Finance. Unter den untersuchten konventionellen Banken schließe lediglich die Deka Bank aktuell die Finanzierung von Rüstungsunternehmen kategorisch aus, neben sechs untersuchten Kirchen- und Alternativbanken.

Auch durch Aktieninvestitionen profitieren deutsche Finanzhäuser der Studie zufolge von solchen Geschäften - obwohl KundInnen diese laut Umfragen klar ablehnten. DWS, die Investment-Tochter der Deutschen Bank (ehem. Deutsche Asset Management), halte zum untersuchten Stichtag Anteile im Wert von über 3,4 Mrd. Euro an allen untersuchten Rüstungsexporteuren. Auch der Sparkassen-Fondsanbieter Deka Investment (fast 670 Mio. Euro), die Allianz (fast 600 Mio. Euro) und die Volksbanken-Fondsgesellschaft Union Investment (470 Mio. Euro) hielten Aktien an der Mehrzahl der untersuchten Rüstungsexporteure. Die Studie zeige außerdem, dass einige der beliebtesten Publikumsfonds in Deutschland heute sogar in deutlich mehr Rüstungsfirmen investieren als noch vor drei Jahren, so die NGOs.

"Die großen deutschen Fondsgesellschaften wollen trotz der öffentlichen Debatten offenbar weiterhin von steigenden Aktienkursen der Rüstungsbranche profitieren", sagte Barbara Happe, Rüstungsfinanzexpertin bei urgewald. "Leider schließen auch die Fondsgesellschaften von Sparkassen und Volksbanken Geschäfte mit dem Krieg nicht aus. Die Kehrseite dieses vermeintlichen 'Renditewunders' ist eine stetig steigende Zahl von Toten und Verletzten in den Kriegs- und Krisenregionen dieser Welt."

urgewald und Facing Finance fordern von den Finanzdienstleistern klare und transparente Ausschlusskriterien für die Finanzierung von und Investitionen in Rüstungsunternehmen, die in Krisen- und Kriegsregionen oder an menschenrechtsverletzende Regime liefern.

=> Studie "Dirty Profits - Unser Geld für Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebiete"

Quelle: www.urgewald.de 


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