oxfamBerlin. - Mehr Ausbeutung statt versprochener Wohlstandsgewinne – das ist die Erfahrung von Beschäftigten in der Bananenindustrie Ecuadors zwei Jahre nach Inkrafttreten des Freihandelsabkommens mit der Europäischen Union (EU). Der Handelsvertrag sollte zu mehr Fairness, Nachhaltigkeit und Umweltschutz führen. Doch eine Untersuchung im Auftrag der ecuadorianischen Gewerkschaft ASTAC konstatiert eine deutliche Zunahme unsicherer Arbeitsverhältnisse, schlechter Bezahlung und der Missachtung von Gewerkschaftsrechten. ASTAC hat deshalb Beschwerde bei der Regierung Ecuadors eingelegt und trifft am Donnerstag EU-Vertreter. Unterstützt werden die Gewerkschafter von der Friedrich-Ebert-Stiftung und Oxfam.

Der ecuadorianische Bananenmarkt boomt, die Exporte belaufen sich auf über drei Milliarden US-Dollar. Die EU ist der wichtigste Absatzmarkt, ein Großteil der Früchte landet in Italien und Deutschland. Doch die Wohlstandsgewinne kommen bei den Beschäftigten nicht an. Eine Studie des Instituto de Estudios Ecuatorianos (IEE) kommt zu dem Ergebnis, dass seit Inkrafttreten des Abkommens zwischen der EU und Ecuador die Arbeiter*innen auf den Bananenplantagen kürzere oder gar keine Arbeitsverträge erhalten, unbezahlte Überstunden zugenommen haben, der Mindestlohn unterlaufen wird und international verbriefte Gewerkschaftsrechte missachtet werden.

"Insgesamt hat die Ausbeutung der Beschäftigten stark zugenommen", berichtete die ecuadorianische Rechtsanwältin Nadia Alvarado, die für ASTAC eine Beschwerde bei der Regierung Ecuadors führt. Denn die beschriebenen Zustände laufen den Garantien in Kapitel IX des Abkommens zuwider, das die Unterzeichnerstaaten dazu verpflichtet, die Einhaltung von Menschenrechten und ökologischen Standards sicherzustellen.

Am Donnerstag legen die Wissenschaftlerin Anahí Macaroff, Mitautorin der Studie, sowie ASTAC-Anwältin Nadia Alvarado, der zivilgesellschaftlichen "Internen Beratungsgruppe" sowie Vertreter*innen der EU-Kommission detaillierte Informationen zu den fortwährenden Verstößen vor. Ihre Forderung: eine unabhängige Untersuchung und ein Aktionsplan, um die Situation für die Beschäftigten in Ecuador zu verbessern. Der Besuch findet auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung statt, die die Studie unterstützt hat. "Anfang der Woche haben ASTAC und IEE Beschwerde beim Arbeits- und Handelsministerium Ecuadors eingelegt, jetzt geht es darum, auch die EU in die Verantwortung zu nehmen", sagte Kathrin Meissner, Büroleiterin der Stiftung in Quito.

Das Handelsabkommen mit der EU wurde in Ecuador mit dem Argument unterzeichnet, dass man sonst nicht die gleichen Zollvergünstigungen erhalten würde wie die Konkurrenz in Kolumbien, Peru und Mittelamerika. Der freie Handel sollte aber zugleich fair und nachhaltig sein, so das Versprechen.

"Die EU muss jetzt Farbe bekennen: Sie ist mitverantwortlich für die Situation, die durch das Abkommen entsteht und muss darauf drängen, dass Menschenrechte in den Herstellerländern eingehalten werden", forderte Frank Braßel, Sprecher von Oxfam Deutschland. Die Organisation hat mehrere Untersuchungen zum Thema veröffentlicht. "Der Preiskampf der europäischen Supermärte trägt dazu bei, dass Bananen immer billiger, die Beschäftigten auf den Plantagen aber immer schlechter bezahlt werden", so Braßel.

Quelle: www.oxfam.de 


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