gfbvGöttingen. - Nach dem gewaltsamen Tod eines Arztes bei einer Demonstration hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Einsatz scharfer Munition bei der Niederschlagung von Massendemonstrationen im Sudan verurteilt. Nachdrücklich forderte die Menschenrechtsorganisation eine Bestrafung der Verantwortlichen für die Gewalt gegen friedliche Demonstranten.

"Seit 110 Tagen protestieren Hunderttausende im Sudan friedlich für ein Ende der Herrschaft von Diktator Omar Hassan al Bashir. Der unverhältnismäßige Einsatz von Gewalt gegen friedliche Demonstranten zeigt wie das Bashir-Regime Menschenrechte mit Füßen tritt", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius. Mehr als 60 Personen kamen seit dem Beginn der Massenproteste am 19. Dezember 2018 gewaltsam zu Tode, Die Demonstranten verlangen den Rücktritt des vom Internatiionalen Strafgerichtshof wegen Völkermordverbrechen mit Haftbefehl gesuchten Bashir.

Am Wochenende erlebte der Sudan seine größten Massendemonstrationen seit Jahrzehnten. Mehr als 100.000 Menschen zogen in der Hauptstadt Khartum zum Armee-Hauptquartier und forderten ein Ende der Unterstützung der Militärs für den umstrittenen Staatspräsidenten. In allen 18 Bundesstaaten des Landes kam es zu öffentlichen Protesten gegen die Regierung.

Bei einer Demonstration in Khartums Nachbarstadt Omdurman wurde der Arzt Muiz Atta Allah Musa beim Einsatz scharfer Munition durch die Sicherheitskräfte erschossen. Sein Tod wurde von der sudanesischen Ärzte-Orghanisation CCSD (Zentralkomitee der Sudanesischen Ärzte) inzwischen bestätigt, so die GfbV. Bei der Niederschlagung der Proteste wurden darüberhinaus drei Menschen durch Schüsse verletzt. Weitere fünf Personen erlitten durch den Einsatz von Tränengas Verletzungen.

"Dringend muss geklärt werden, ob der getötete Arzt gezielt von Sicherheitskräften angegriffen wurde. Denn mit großer Sorge verfolgen Menschenrechtsorganisationen die zunehmenden Übergriffe auf Ärzte und andere medizinische Fachkräfte beim gewaltsamen Vorgehen gegen Demonstranten", erklärte Delius. So seien bei der Niederschlagung der Proteste bereits zwei Ärzte und zwei Medizinstudenten getötet worden. Weitere 136 medizinische Fachkräfte seien willkürlich inhaftiert worden. Mindestens 15 Krankenpfleger oder Ärzte würden noch immer in Haft festgehalten, weil ihnen vorgeworfen wird, Demonstranten medizinisch versorgt zu haben.

Bashir regiert seit 30 Jahren als Staatspräsident des Sudan. Er wird für den gewaltsamen Tod von Millionen Menschen in Darfur, den Nuba-Bergen und anderen Konfliktregionen im Sudan sowie im Südsudan verantwortlich gemacht. Aufgrund der öffentlichen Proteste wurde Ahmed Haroun zu Bashirs Nachfolger als Vorsitzendem der National Congress Party (NCP) ernannt. Auch Haroun wird vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen mit Haftbefehl gesucht.

Quelle: www.gfbv.de 


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